Privat: Darum bekommen meine Hunde Fertigfutter – Pragmatismus in der Hundefütterung

Zuletzt aktualisiert am 27. Juli 2023

Eine Frischfütterung ist auf jeden Fall eine tolle Sache! Das beste, was man seinem Hund im Napf bieten kann, sind möglichst viele frische Nahrungsmittel. So wie für uns Menschen auch.

Trotzdem gibt es eine Reihe Gründe, weshalb man einen Hund auch mit Fertigfutter versorgen könnte oder sollte. Das entscheidende Wort in diesem Satz war übrigens auch. Denn so mache ich das: Meine Hunde bekommen viele frische Komponenten aber eben auch relativ regelmäßig Fertigfutter. Im “Hundehalter-Jargon” würde man das nach dem Tierarzt Dr. Rückert ABAM nennen.

Das böse, böse Fertigfutter

Die Geschichte von Fertigfutter ist ja noch gar nicht so lang. Es war ungefähr in der Mitte des letzten Jahrhunderts, als die wirtschaftlichen Interessen der Nahrungsmittelindustrie (die natürlich eng verknüpft ist mit der Futtermittelindustrie) dem Fertigfutter sein “Alleinstellungsmerkmal” verpasst haben. Viel Geld ist geflossen in die Etablierung von Fertigfutter für Hunde (und Katzen sicher auch). Das Ziel war es, den Hundehaltern abzugewöhnen, Hundefutter selber herzustellen und von den wachsenden Angeboten der Fertigfuttermittel abhängig zu werden.

Dass das gelungen ist, sieht man daran, dass heute etwa 90 % der Hundehalter ihren Hund mit Fertigfutter füttern. Nur ein kleiner Anteil traut sich, die Hundeernährung selber zu bestreiten und sieht sich regelmäßig den Warnungen von Tierärzten und auch der Konzerne ausgesetzt, dass er damit seinem Hund großen Schaden zufügen könnte (würde).

Was genau ist so “böse” an Fertigfutter?

Böse daran ist an erster Stelle die Unterstellung, man könne einen Hund nur gesund und ausgewogen ernähren, wenn man das mit Fertigfutter macht. Untermauert wird diese Feststellung auch durch das Märchen, ein Hund solle möglichst wenig Abwechslung im Futternapf haben, da dies z. B. zu Unverträglichkeiten führen könnte.

So hat man natürlich ganz einfach (und leise) sichergestellt, dass Hundehalter Markenanhänger werden. Wenn der Hund Futter XY gut verträgt, macht es ja natürlich Sinn, ihm das für den Rest seines Lebens zu geben, weil Abwechslung kann ja krank machen. Einfacher kann man einen Dauerkunden wohl kaum generieren.

Die Empfehlungen für Menschen, sich möglichst abwechslungsreich zu ernähren, um ein breites Spektrum an Nährstoffen inklusive ihrer Begleitstoffe wie sekundärer Pflanzenstoffe zu “erwischen”, wird hier natürlich ad absurdum geführt.

Und selbstverständlich auch die seit Jahrtausenden bestehende Co-Evolution von Mensch und Hund. Wie war diese überhaupt möglich, wenn man den Hund nur einseitig füttern darf, da er keine Abwechslung verträgt? Ein Rätsel.

Wenn man neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu Hilfe nimmt und die Entwicklung der Versorgung der Hunde betrachtet, kann man aber nur zu einem Schluss kommen: Scheinbar macht auch den Hund die Kombination von immer mehr Medikamenten und immer unnatürlicherem Futter krank.

Denn was lernen wir aus der aktuell sehr populären Forschung rund um das Mikrobiom (früher Darmflora)? Abwechslung in der Ernährung und eine ausgewogene Zusammenstellung viel frischer und an natürlichen Nährstoffen reicher Kost wirkt sich positiv auf ein gesundes Darmmilieu aus (bzw. ist unverzichtbar). Medikamente wirken sich häufig sehr negativ auf die kleinen Darmbewohner aus.

Wiederum wirken sich die Mikroorgansimen im Darm entscheidend auf das Immunsystem und die Gesundheit allgemein aus.

Der fehlende natürliche Verbund

Oft wird auch argumentiert, dass es sehr schlecht wäre, den Hund mit synthetischen Nährstoffen zu versorgen. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ein Nährstoff ein Nährstoff ist, egal ob er aus dem Labor stammt oder aus dem Apfel. Was dem Labor-Nährstoff jedoch fehlt, ist der natürliche Verbund mit Begleitstoffen.

Sekundäre Pflanzenstoffe, die nur natürliche Nahrungsmittel enthalten, gibt es zu tausenden, viele sind noch nicht mal richtig erforscht. Fest steht aber, dass sie unzählig viele Wirkweisen haben und sich vielfach sehr positiv auf den Organismus auswirken. Aus diesem Grund ist es im Normalfall besser, den natürlichen Nährstoff zu nutzen.

Fertigfuttermittel überversorgen!

Da Fertigfutter meist lange haltbar sein muss, Nährstoffe aber die Eigenschaft haben, dass sie sich verflüchtigen, wird dem Futter mehr an Nährstoffen zugefügt, als der Hund eigentlich benötigt. Denn wenn der Futtersack schon ein Jahr im Regal steht, muss er immer noch den Nährstoffbedarf des Hundes decken können. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund, der Fertigfutter bekommt, mit Nährstoffen überversorgt ist, relativ hoch.

Grundsätzlich muss das nicht unbedingt negativ sein, es kommt da auf den Einzelfall an. Negativ könnte sich dauerhaft jedoch durchaus die Entwicklung erweisen, dass wir den Organismus von Hunden an ein ständiges Überangebot gewöhnen.

Der Organismus lernt ja, das zeigt die Evolution. Alles, was er an Energie sparen kann, spart er ein. Und wenn von einem Nährstoff ständig mehr als genug zur Verfügung steht, muss er damit nicht mehr haushalten. Das würde heißen, dass man irgendwann kein Überangebot mehr hat, sondern dass der Organismus sich daran gewöhnt hat und nun tatsächlich so viel benötigt.

Das ist aber natürlich nur (m)eine Theorie …

Warum bekommen meine Hunde denn nun Fertigfutter?

Das war bisher nicht sehr schmeichelhaft für das Fertigfutter und du wunderst dich nun sicherlich umso mehr darüber, dass der Artikel diesen Titel trägt.

Ich bin ein recht pragmatischer Mensch. Ich finde, man sollte Fortschritt durchaus für sich nutzen, ohne dabei die negativen Aspekte aus den Augen zu verlieren.

Es ist überhaupt keine Frage, dass die Fütterung mit Fertigfutter auch so einige Vorteile mit sich bringt:

  • Man muss sich keine Arbeit machen, selber Rationen zu erstellen, inklusive den Schwierigkeiten, den Hund ausgewogen zu füttern
  • Man kann den Napf bei Zeitmangel, im Urlaub oder anderen solchen Gelegenheiten schnell und unkompliziert füllen
  • Fertigfutter lässt sich leichter beschaffen und auch transportieren (besonders Trockenfutter, z. B. im Urlaub)
  • Wenn der Hund krank ist, kann man ihm auf einfachem Weg ein Spezialfutter zukommen lassen
  • Wenn man mal krank wird oder der Hund in Fremdbetreuung ist, können andere Personen die Fütterung ganz easy übernehmen

Ein wichtiges Vorurteile gegen Fertigfutter, nämlich dass synthetische Nährstoffe grundsätzlich schlecht sind, haben wir ja schon ausgeräumt. Die anderen Nachteile kann man eigentlich gut aufwiegen, indem man Fertigfutter mit frischem Futter kombiniert. Denn – wie wir ja wissen, stimmt es NICHT, dass ein Hund einseitig ernährt werden sollte.

Im Gegenteil, auch für den Hund ist Abwechslung ein wichtiger Faktor, um ihn mit verschiedenen Nährstoffen rundum gut zu versorgen. So kann das Fertigfutter eine Art Basis sein, der man natürliche Nährstoffe hinzufügt, indem man z. B. einen frischen Gemüsemix zufügt oder das Fertigfutter abwechselnd mit frischen Rationen füttert.

Es ist natürlich auch nicht ganz richtig, wenn immer mal wieder behauptet wird, Fertigfutter wäre eine Art “toter Masse”. Nährstoffe reagieren auf Erhitzung und Verarbeitung völlig unterschiedlich. Auch im Fertigfutter bilden “echte” Nahrungsmittel die Basis und diese enthalten natürlich auch Nährstoffe. Mineralstoffe als Beispiel trotzen der Erhitzung und sind daher auch im Fertigfutter noch enthalten. Aminosäuren können mit Erhitzung meist auch recht gut umgehen, ansonsten sollten wir Menschen uns fragen, wie es kommt, dass wir noch leben, obwohl wir Fleisch fast ausschließlich gegart essen.

Meine persönlichen Gründe für eine Kombination aus Fertigfutter und Frischkost:

  • Manchmal Zeitmangel, denn 2 Jobs, Familie, Haushalt etc. sind nicht immer ganz leicht unter einen Hut zu bringen
  • Prävention für die mögliche Versorgung der Hunde durch andere, im Fall dass ich mal ausfalle (z. B. durch Krankheit)
  • Erleichterung der Versorgung unseres alten Hundes, der nicht mehr ganz so viel Abwechslung verträgt (es ist normal, dass Organe im Alter nachlassen und Fertigfutter ist dann nicht selten besser verträglich)

Lass mich wissen, wie du zu der Mischung aus Fertigfutter und Frischkost stehst. Hast du vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht?

Anregungen, wie man Fertigfutter mit frischen Nahrungsmitteln kombinieren kann, findest du übrigens HIER.

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6 Kommentare

  1. Ich finde Fertigfutter super, aber nur solches ohne Zusatzstoffe (auch Vitamine), möglichst nachhaltig und immer mit einem ordentlichen Teil Frischem, Omega Algenöl + ein paar Pülverchen (Zb Hagebutte und Gerstengras). Mein fast 12 Jahre alte Hundemädchen dankts mit einer robusten Gesundheit und jugendlichem Aussehen 🙂

    • Hallo liebe Maria,

      nachhaltig finde ich auf jeden Fall einen sehr guten Punkt! 😀 Wobei das natürlich auch immer etwas schwierig ist, sowohl zu erkennen, als auch nachzuverfolgen. Ich nehme z. B. gerne Trockenfutter, das Insekten enthält. Bei Bio bin ich tatsächlich etwas skeptisch, da die üblichen Bio-Standarts in der Tierhaltung leider nicht wesentlich besser sind, als die konventionellen. In der Partner Hund Ausgabe 12/19 hatte ich dazu auch einen Artikel geschrieben.

      Bzgl. der zugefügten Nährstoffe in Fertigfutter sollte man noch wissen, dass da nicht alles deklariert werden muss. Es müssen nur die Nährstoffe deklariert werden, die bei einer Überversorgung schädlich sein können (z. B. Vit D oder Vit. A).

      Ich finde die Kombi aus FF plus viele frische Sachen auf jeden Fall sehr gut! 😀

      Liebe Grüße
      Anke

  2. Ich füttere meinen Hund(auch die vorigen, die ich hatte)schon sehr lange auch mit einer quer durch Mischung aus Fertigfutter(nass u.trocken, billig u. teuer)selbst gekochtem Futter oder auch mal rohem Futter und Essensresten. Da ich selbst seit Jahrzehnten mich immer wieder mit der Ernährung von Hunden befasse und dabei durchaus auch etwas lerne, kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen das diese Art der Ernährung gut ist. Und es entsteht nie Langeweile im Napf. Klar gibt es Sachen die mag mein Hund nicht. Die muß er dann auch nicht fressen.

    • Hallo liebe Dani,

      ja, es funktioniert sehr gut und meine Hunde nehmen das, wie im Artikel ja auch schon geschrieben, ebenfalls gerne an. Meine Hündin wird nur etwas wählerisch, wenn sie läufig ist. Ansonsten kein Gemäkel 😀

      Liebe Grüße
      Anke

  3. Hallo Anke!
    ich finde es toll, dass du sagst, eine “Mischfütterung” ist völlig ok.
    zum Glück vertragen meine Hunde alles und sind auch nicht mäklig.
    das mit dem Kochen für die Hunde klappt nicht immer wenn man berufstätig ist und viel um die Ohren hat. Trotzdem koche ich mindestens 2x die Woche für sie und sie bekommen immer Gemüse und Obst zu ihrem Dosenfutter. Leider meinen ja viele man würde seinen Hund mit Fertigfutter umbringen, wenn man sich bestimmte Facebook Gruppen durchliest.
    ich denke, man sollte seinen Hund ausgewogen ernähren und nicht zu verbissen vorgehen!
    ich habe manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich “nur” Trockenfutter gebe, allerdings verbringe ich meine Zeit lieber mit den Hunden in der Natur oder wir machen was anderes zusammen!
    Dafür verbringe ich dann gerne weniger Zeit am Herd! 😄
    liebe Grüße

    • Hallo liebe Caroline,

      ja, ich finde es auch wichtig, dass man dieses Thema nicht so verbissen angeht. Es gibt so viele verschiedene mögliche Wege und jeder sollte den gehen können, der am besten zum individuellen Leben und Hund passt 😀

      Liebe Grüße
      Anke

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