So stärkst du das Immunsystem deines Hundes – und deins gleich mit

Zuletzt aktualisiert am 16. Februar 2022

Das Immunsystem ist maßgeblich dafür verantwortlich, den Organismus vor Erkrankungen zu schützen. Die Ernährung spielt dabei eine große Rolle, denn sie versorgt den Organismus mit Nährstoffen. Diese Nährstoffe sorgen dafür, dass der Organismus und so auch das Immunsystem optimal funktionieren können.

Dabei ist der Unterschied zwischen Hund und Mensch gar nicht so groß, wie viele meinen. Es gibt eine ganze Reihe Maßnahmen, die bei Mensch und Hund gleichermaßen eingesetzt werden können, um die “Gesundheitspolizei” im Körper stark zu machen.

Die größten Chancen auf Gesundheit hat man nicht, indem man ständig versucht, Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Co zu bekämpfen. Denn, wie Louis Pasteur, Biochemiker und Mitbegründer der medizinischen Mikrobiologie, auf dem Sterbebett vor über 100 Jahren gesagt haben soll: “Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles!”.

Immunsystem stärken bei Mensch und Hund

Gesunder Darm = gutes Immunsystem

Schon Hippokrates, der vor mehr als 2000 Jahren lebte und als Begründer der Medizin als Wissenschaft gilt, wusste:

“Alle Krankheiten beginnen im Darm!”

Der Darm – ganz besonders der Dickdarm – beherbergt ca. 80% der Immunzellen. Eine große Rolle spielt die Mikrobiota (Darmflora), denn sie versorgt diese Zellen mit wichtigen Nährstoffen. Durch eine gesunde Darmflora können sich Keime mit potentiell pathogener Wirkung nicht vermehren und viele wichtige Funktionen, die das Immunsystem gesund und fit halten, werden unterstützt.

Antibiotika sind ein typisches Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Segen zum Fluch wird. Ursprünglich war die Entdeckung von Antibiotika ein großer Fortschritt für die Medizin, der viele Leben retten konnte. Der heutige missbräuchliche Umgang damit (auch in Veterinärpraxen!) bewirkt jedoch mittlerweile das Gegenteil.

Antibiotika wirken sich sehr negativ auf die wichtige Darmflora aus. Sie zerstören nicht nur schlechte Keime, sondern machen quasi einen Kahlschlag. Das wäre kein Problem, wenn es eine Art Notfall-Maßnahme wäre, die einmalig oder zumindest sehr selten vorkommt. Heute sind Antibiotika aber bei unterschiedlichsten Krankheitssymptomen das “Mittel der Wahl”. Oft wird vorher nicht einmal geprüft, ob es sich tatsächlich um eine gefährliche Infektion durch Bakterien handelt. So kommt es zu einem “Tabula rasa” nach dem anderen. Die guten Mikroorganismen haben gar keine Chance mehr, sich wieder zu etablieren.

Die Darmflora sollte wie ein wertvoller Schatz gehütet werden. Das bedeutet: So wenig wie möglich was ihr Schaden zufügen kann. So viel wie möglich, was sie stärken kann.

Du bist was du isst!

Wie die Besiedlung der Darmflora aussieht, hängt auch entscheidend von der Ernährung ab. Denn: welche Bakterien im Darm gestärkt werden, richtet sich danach, welche Nahrung sie bekommen.

Eine stark fleischlastige Ernährung als Beispiel kann die Vermehrung von Keimen wie z. B. Clostridien mit potentiell pathogenen Eigenschaften fördern. Gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht, können sich entzündungsfördernde Bakterien vermehren.

Billigfleisch weglassen, denn Geiz ist nicht geil!

Nicht nur zu viel Fleisch, sondern auch das falsche Fleisch kann die Gesundheit negativ beeinflussen. Fleisch aus Massentierhaltung fördert die Verbreitung von Keimen, die resistent gegen Antibiotika sind. Es lohnt sich, den Fleischkonsum zu senken, dafür auf qualitativ hochwertiges Fleisch zurückzugreifen.

Her mit den Ballaststoffen!

Sehr wichtige Nahrung für gute Darmbakterien sind Ballaststoffe aus pflanzlichen Nahrungsmitteln. Ballaststoffe sind die Bestandteile der pflanzlichen Nahrungsmittel, die nicht verdaulich sind. Das heißt, sie bleiben übrig, nachdem den Nahrungsmitteln die Nährstoffe entzogen worden sind.

So wirken Ballaststoffe u. a.:

  • Ballaststoffe bilden Nahrung für die Darmbakterien und schaffen ein Milieu, das die Vermehrung jener Bakterien unterstützt, die zu einer gesunden Darmflora gehören.
  • Quellfähige Ballaststoffe wie z. B die Beta-Glukane (enthalten vor allem in Hafer und Gerste) sind in der Lage, im Darm die Aufnahme von Kohlenhydraten und Fettsäuren zu vermindern, wodurch Übergewicht entgegen gewirkt werden kann, während sie trotzdem sättigend wirken.
  • Die Darmbakterien produzieren bei der Verdauungsarbeit an den Ballaststoffen Stoffwechselprodukte, welche den pH-Wert im Darm beeinflussen. Hierdurch schaffen sie eine gute Grundlage für gesunde Bakterienstämme, unterstützen das Wirken von Enzymen und die Aufnahme von Mineralstoffen aus den Ballaststoffen.
  • Ballaststoffe haben eine regulierende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel, den Cholesterinspiegel und senken so auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Durch die Fermentierung von Ballaststoffen werden kurzkettige Fettsäuren gebildet, deren Vorhandensein unverzichtbar ist für die Gesundheit des Darms. Sämtliche Darmerkrankungen gehen mit einem Mangel an wichtigen kurzkettigen Fettsäuren einher.

Die Ballaststoffe tragen also dazu bei, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, wirken Übergewicht entgegen (einem der größten Risikofaktoren überhaupt!!), regulieren den Blutzuckerspiegel und den Cholesterinspiegel und beugen diversen Darmerkrankungen vor. Das gilt für den Mensch und auch für den Hund.

Hohe Anteile an Ballaststoffen enthalten Vollkorngetreide (Flocken, Nudeln, Getreidebreie, Reis, Brot) Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen und geringere Mengen in Gemüse und Obst. Je weicher oder wässriger die Pflanzenteile, desto weniger Ballaststoffe sind enthalten.

Die Versorgung mit Nährstoffen

Damit der Organismus gut funktionieren kann, ist die Nährstoffversorgung allgemein natürlich ein wichtiger Faktor. ALLE Nährstoffe, die benötigt werden – also Proteine, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe – sollten ausgewogen in der Ernährung enthalten sein.

Während die Hundehalter hier dazu neigen, zu übertreiben, ist dieser Faktor den meisten Menschen allerdings ziemlich schnuppe: “Wie, in Cola und Chips sind keine wichtigen Nährstoffe?“… Egal, Hauptsache es schmeckt. Man muss ja kein Mönch werden, aber eine gewisse Sorgfalt im Hinblick auf das, was man isst, kann nicht schaden …

Einige Nährstoffe sind für das Immunsystem und den Darm besonders wichtig. Die Versorgung sollte stimmen, damit die Abwehr von Erkrankungen bestmöglich funktioniert. Beispiele dafür sind die Folgenden:

Vitamin D

Ein Mangel an Vitamin D kann eine Dysbiose – also ein Ungleichgewicht in der Darmflora –  begünstigen. Fehlt Vitamin D, wird die Produktion der sogenannten Defensine herabgesetzt. Defensine sind Peptide, die in allen tierischen Organismen vorkommen:

  • sie werden in der Darmschleimhaut gebildet
  • haben Einfluss auf die Dichte der Schleimhaut
  • tragen dazu bei, schlechte Bakterien fernzuhalten
  • sorgen mit für eine ausgewogene Besiedlung der Darmbakterien

Die Darmschleimhaut kann folglich mangels Defensine dünner/undicht werden. So können sich ungünstige (pathogene) Keime vermehren und die guten Bakterien weniger werden.

Menschen decken einen Großteil ihres Vitamin-D-Bedarfs über das Sonnenlicht, allerdings reicht das nicht aus. Hunde benötigen den Nährstoff im Futter, da sie wenig bis kein Vitamin D über die Sonne synthetisieren können. Das Vitamin ist außerdem sehr wichtig für die Knochen, Zähne, die Bildung von Serotonin (Glückshormon) und ein Mangel soll sogar Krebserkrankungen begünstigen können.

Vitamin C

Vitamin C spielt eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern, denn es stimuliert die Bildung der Leukozyten, die wichtiger Bestandteil der Immunabwehr sind.

  • es hilft, das Immunsystem zu stärken
  • kann außerdem die Wundheilung unterstützen
  • fördert den Abbau von Cholesterin zu Gallensäure
  • ist auch wichtig für die Entgiftungsfunktion der Leber
  • unterstützt die Bildung von Carnitin, was wiederum wichtig ist für die Herzgesundheit

Hunde sind in der Lage, in der Leber Vitamin C zu bilden. Da die Hundeleber heute aber oft sehr stark gefordert bis überfordert ist, aufgrund häufiger Medikamentengaben, Wurmkuren, Spot-Ons, Impfungen, etc., ist die Frage berechtigt, ob die Eigenbildung überhaupt ausreichend ist. HIER kannst du noch mehr dazu lesen, weshalb die Versorgung mit Vitamin C auch für deinen Hund wichtig ist.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren können ebenfalls einen großen Beitrag zur Darmgesundheit leisten. Viele heutige Erkrankungen, wie z. B. Allergien, gehen mit Entzündungsgeschehen im Organismus einher, dabei spielt auch der Darm eine große Rolle. Ein hoher Anteil an Omega-3-Fettsäuren fördert eine gesunde Darmflora und senkt den Anteil an Bakterien mit entzündungsfördernden Eigenschaften.

Entzündungen können sowohl die Entstehung, als auch das Fortschreiten von Krebserkrankungen fördern. Da Omega-3-Fettsäuren Entzündungen entgegen wirken, haben sie auch eine Krebs-präventive Wirkung. Sie können sich sogar bei Übergewicht günstig auswirken, da sie die Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure hemmen, welche Übergewicht begünstigt.

Noch mehr über die verschiedenen Nährstoffe kannst du HIER erfahren.

Bewegung und frische Luft

Bewegung und frische Luft sind Faktoren, die gerne vergessen werden. Lieber allem aus dem Weg gehen, was “gefährlich” werden könnte und “zuhause bleiben”. Das ist aber falsch. Damit das Immunsystem gut arbeiten kann, braucht es beides.

Vor allem Bewegung ist ein sehr wichtiger Faktor im “Kampf” gegen Übergewicht, das nachweislich lebensverkürzend wirkt. Laut RKI sind in Deutschland ca. 1/4 der Erwachsenen stark übergewichtig (adipös) und einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge kann das die Lebenserwartung im Schnitt um fast drei Jahre reduzieren. Bis 2050 soll es demnach rund 92 Millionen entsprechende vorzeitige Todes­fälle geben.

Ruhe, Entspannung und ausreichend Schlaf

Jeder hat den Satz schon einmal gehört: “In der Ruhe liegt die Kraft!”. Stress, Unruhe, gar Angst machen körperlich krank, das Immunsystem wird MASSIV geschwächt. Ursachen dafür sind u. a. ein dauerhaft erhöhter Spiegel des Stresshormons Cortisol und die ständige Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Dieses lässt den Blutdruck steigen und das Herz schneller schlagen. Und auch bei Schlafmangel wird die Funktion des Immunsystems reduziert.

Leben ist gefährlich!

“Da draußen” lauern jede Menge Gefahren und man kann nicht allen aus dem Weg gehen. Wenn man LEBT, ist das einfach nicht möglich. Es gibt unzählige Krankheitserreger wie Viren und Bakterien. Sie sind überall um uns herum, ja sogar IN uns. Die beste Strategie ist nicht GEGEN sie, sondern MIT ihnen zu leben, indem man die natürliche Polizei – das Immunsystem – bestmöglich stärkt und ausstattet.

All das gilt für uns Menschen ebenso wie für unsere Hunde.

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5 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Artikel – ich bin erst aufgrund von Recherche auf deinen Blog gestoßen.
    Eine Frage noch – wenn der Hund Vitamin D über das Futter abbildet – wie kann ich das unterstützen?
    Merci!

  2. Hallo Anke,
    dein Artikel ist sehr gut.Nicht zu kurz und nicht so lang,aber es ist alles
    Wichtige enthalten.
    Mein Hund war immer wieder krank (DURCHFALLund MAGENPROBLEME)obwohl ich seine Ernährung umgestellt habe.Aber irgendetwas war noch nicht okay.
    Eine Freundin machte mich auf Clean Feeding aufmerksam.
    Ich habe dein Buch gelesen und zwei Onlinekurse besucht.Gemeinsam mit einer Tierheilpraktikerin haben ich dann Louis behandelt.Es geht ihm jetzt sehr gut,
    ich habe mich an dein Ernährungskonzept gehalten und werde dabei bleiben.
    Viele Grüße
    ich freue mich schon auf den nächsten Artikel
    Gitte

    • Hallo liebe Gitte,

      ja, der Name kam mir gleich bekannt vor 😀 . Vielen Dank für deine lobenden Worte, es freut mich, dass ich dir helfen konnte, deinen Louis gut zu versorgen. Ich habe gesehen, du hast auch den Kurs zur Darmflora gebucht, schau dir den unbedingt noch an, er ist eigentlich passend zur heutigen Zeit der wichtigste von allen.

      Liebe Grüße
      Anke

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