Aktualisiert am 12. Juli 2024
Milchprodukte als Hundefutter sind teilweise recht umstritten. Auf manchen Webseiten tauchen sie sogar unter “gefährliche Nahrungsmittel” auf. Ist das gerechtfertigt? In diesem Beitrag erkläre ich dir, was du über Milchprodukte wissen solltest, bevor sie im Napf deines Hundes landen.
Was sind Milchprodukte?
Bevor wir auf die Einzelheiten eingehen, wollen wir vorab klären, was Milchprodukte bzw. Milch überhaupt sind. Das mag jetzt etwas überflüssig erscheinen, denn schließlich weiß ja jeder, dass die Milch von der Kuh kommt. Ich habe jedoch festgestellt, dass ein Großteil der Menschen tatsächlich nicht richtig weiß, was Milch ist.
Milch, die ja eigentlich Muttermilch heißt, ist genau genommen die Nahrung für den Nachwuchs der Säugetiere. Sie wird nur von weiblichen Tieren gebildet, die in jüngster Zeit Nachwuchs zur Welt gebracht haben. Eine Kuh kann nur Milch geben, wenn sie kürzlich ein Kalb zur Welt gebracht hat.
Was manchen so selbstredend oder gar redundant erscheint, ist vielen gar nicht mehr klar.
Wenn man genau darüber nachdenkt, mutet es durchaus merkwürdig an, dass man einer Tierart die Nahrung für ihren Nachwuchs klaut. Denn die Milch, die wir konsumieren, steht den Kälbchen natürlich nicht mehr zur Verfügung. Die Kälbchen müssen dann entsprechend auch früh von ihrer Mutter getrennt werden, damit sie uns nicht die Milch wegtrinken. Das Kälbchen erhält dafür dann sogenannte Milchaustauscher. (Bis vor kurzem war hier dazu ein Artikel des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft verlinkt, der nun leider verschwunden ist).
Milchprodukte und die Evolution
Milch – also genau genommen Muttermilch – konnten ursprünglich nur Babys verwerten. Das hat mit der enthaltenen Laktose zu tun. Laktose ist ein Zucker, der enzymatisch durch Laktase aufgespalten wird. Diese Fähigkeit zur Aufspaltung der Laktose verschwand jedoch ursprünglich, sobald ein Kind nicht mehr gesäugt wurde. Bei den Menschen wurde das Enzym früher etwa ab dem 5. Lebensjahr vom Körper nicht mehr produziert. Erwachsene, die trotzdem Milch tranken, bekamen heftige Bauchschmerzen und Durchfall. Dies änderte sich vor etwa 8000 Jahren jedoch. Da die Milch den Menschen in einigen Regionen der Welt vor allem im Winter das Überleben sichern konnte, passte sich ihr Körper entsprechend an und sie wurden Laktosetolerant.
Eine Laktoseintoleranz ist also genau genommen keine Krankheit, sondern der normale Zustand.
Da Hunde schon seit tausenden Jahren so eng mit dem Menschen zusammenleben, kam es bei diesen zu ähnlichen Anpassungen. Und so sind auch heute viele erwachsene Hunde in der Lage, Laktose zu verwerten. Bei manchen Hunden lässt die Aktivität der Laktase im Alter nach.
Diese Laktosetoleranz hat sich jedoch nicht überall auf der Welt gleich entwickelt. In manchen Teilen der Welt ist auch heute noch die Laktoseintoleranz vorherrschend, wie beispielsweise in Japan oder China, wo 95-97 % der Menschen Laktose nicht vertragen können.
Als Hundehalter solltest du das übrigens auf dem Schirm haben, falls die Rasse deines Hundes ursprünglich aus Japan oder China stammt wie ein Akita oder ein Chow Chow. Wie gut ein Hund Laktose vertragen kann, ist nicht zuletzt auch von seiner Herkunft abhängig. Es sind vor allem die Menschen und Hunderassen, welche aus Gegenden stammen, in denen Viehhaltung eine wichtige Rolle im Laufe ihrer Geschichte spielte, die Laktose auch als Erwachsene gut vertragen können.
Milchprodukte mit wenig Laktose
Laktose wird auch bei einer Intoleranz nicht gänzlich vom Körper abgelehnt. Es kommt dann auf die Menge an, wie man reagiert. Milchprodukte, die milchsauer vergoren wurden, enthalten deutlich weniger Laktose, weil diese von den Milchsäurebakterien weitgehend abgebaut wird. Aus diesem Grund können auch Menschen und Hunde, deren Laktase-Aktivität nachgelassen hat, viele Milchprodukte vertragen.
Milchprodukte mit Milchsäurebakterien sind:
- Joghurt
- Dickmilch
- Kefir
- Buttermilch
- Schmand
- Creme Fraiche
- Saure Sahne
- Molke
- Käse
- Frischkäse
- Hüttenkäse
- Quark
All diese Milchprodukte können also höchstwahrscheinlich auch von Hunden gut vertragen werden. Nicht alles davon eignet sich jedoch bedenkenlos zur Fütterung des Hundes.
Schmand oder auch Creme Fraiche als Beispiel haben eine sehr hohen Fettgehalt, der bei über 30 % liegen kann. Ausserdem enthalten sie vergleichsweise wenig Proteine, nämlich gerade mal einen Anteil von ca. 2-3 %.
Hüttenkäse hat dagegen eine geringen Anteil Fett und einen hohen Anteil an Proteinen (ca. 12 %). Seine Konsistenz und auch sein Geschmack kommen bei vielen Hunden zudem sehr gut an.
Quark kann man in verschiedenen Fettstufen bekommen, von der Magerstufe mit 0,3 % Fett bis zum Sahnequark mit 40 % Fett. An Proteinen ist er ähnlich gut ausgestattet wie der Hüttenkäse, vor allem der Magerquark.
Kefir enthält i. d. R ebenfalls eher wenig Fett, dafür jedoch auch einen eher kleinen Anteil an Proteinen von lediglich 3 %. Das gleiche trifft auch auf Buttermilch zu.
Joghurt ist beim Proteingehalt eher mittelmäßig mit ca. 8-10 %. Der Fettgehalt lässt sich auch hier wählen und liegt beim Naturjoghurt bei 3,5 %.
Milchprodukte im Hundenapf
Aufgrund der enthaltenen Milchsäurebakterien sind diese Milchprodukte natürlich auch beim Hund eine gute Unterstützung für ein gesundes Darmmilieu. Es werden bei den verschiedenen Milchprodukten übrigens auch verschiedene Milchsäurebakterien gebildet bzw. eingesetzt, die auch unterschiedlich auf das Darmmilieu wirken. Daher kann es durchaus sinnvoll sein, bei den Milchprodukten im Hundenapf abzuwechseln.
Die Proteine in Milchprodukten
Milchprodukte können natürlich vor allem zur Versorgung mit den Proteinen beitragen, weshalb sie sehr gerne bei einer vegetarischen Hundeernährung eingesetzt werden. Ausschlaggebend dabei ist die hohe biologische Wertigkeit der Proteine aus den Milchprodukten. Da es sich um tierische Proteine handelt, ist die Zusammensetzung der Aminosäuren optimal. Die biologische Wertigkeit der Milchprodukte ist daher mit 85 ähnlich hoch wie bei Fleisch.
Allerdings ist der Anteil an Proteinen in den meisten Milchprodukten niedriger als der in Fleisch, das meist zu etwa 20 % aus Proteinen besteht. Bei der vegetarischen Fütterung sollte man daher für die Proteinversorgung nicht nur Milchprodukte, sondern beispielsweise auch Hülsenfrüchte nutzen.
Wie man weiter oben in der Aufzählung sieht, eignen sich von den Milchprodukten vor allem im Hinblick auf die Proteinversorgung Hüttenkäse und auch Quark besonders gut für den Hundenapf, gefolgt von Joghurt.
Wie füttert man Milchprodukte?
Wenn man die Milchprodukte in die Hundeernährung integrieren möchte, kann man beispielsweise einen kleinen Anteil des Fleisches durch Milchprodukte ersetzen. Man kann auch den einen oder anderen Veggie-Tag einführen, an dem dann der Fleischanteil im Napf komplett durch Quark oder Hüttenkäse ersetzt wird.
Füttert man Fertigfutter, kann man zum Trockenfutter oder auch Nassfutter hin und wieder etwas Kefir, Joghurt oder Buttermilch geben. Das peppt einerseits den Geschmack auf und versorgt den Hund zudem mit weiteren Nährstoffen. Auch der Darm wird unterstützt durch die enthaltenen Milchsäurebakterien. Noch mehr Tipps, wie man Fertigfutter aufpeppen kann, findest du HIER.
Hat der Hund noch nie Milchprodukte bekommen, fängt man am besten mit kleinen Mengen an um zu sehen, wie der Hund diese Milchprodukte verträgt. Allerdings muss man dabei keine Angst haben, der Hund kann allenfalls (selten) mit weicherem Kot bis Durchfall reagieren. Zeigt sich so jedoch, dass er die Milchprodukte nicht gut verträgt, gibt man entweder noch weniger oder lässt sie ganz weg.
Ich freue mich über jeden neuen Artikel:-)
Jela bekommt regelmäßig Milchprodukte. Da wir aber aus ethischen und moralischen Gründen möglichst vegan essen, kaufen wir nur für den Hund Milchprodukte. Könnte man auch Soja-Hafer- oder Lupinenjoghurt füttern?
Lieben Gruß, Kirsten
Hallo liebe Kirsten,
vielen Dank 😀 Zu deiner Frage: ja, grundsätzlich kann man das. Ich würde völlig neue Sachen immer langsam einführen, also erst mal mit einer kleinen Mengen starten und gucken, wie der Hund das verträgt. Bei Hülsenfrüchten (dazu zählt ja auch Soja) sollte man immer berücksichtigen, dass der Darm des Hundes (wie auch der des Menschen) sich daran gewöhnen muss. Das heißt, wenn es zuviel ist, kann es Anfangs zu Blähungen kommen.
Liebe Grüße, Anke
Super, Dankeschön! Dann werde ich auch beim Hund Alternativen probieren.
Gerne 😀