Phytinsäure im Hundenapf: was du darüber wissen solltest

Zuletzt aktualisiert am 29. Oktober 2023

Phytinsäure, eine organische Verbindung, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt, sorgt auch in der Hundeernährung häufig für Diskussionen und Verunsicherung.

Doch was genau ist Phytinsäure und warum sollten wir uns mit ihr befassen? In diesem Blogartikel werden wir die Phytinsäure genauer unter die Lupe nehmen und herausfinden, wie sie die Ernährung deines Hundes beeinflussen kann. Du lernst die Vor- und Nachteile dieses sekundären Pflanzenstoffes kennen und wie du damit umgehen kannst, damit die Gesundheit deines Hundes nicht gestört, sondern gefördert wird.

Phytinsäure verunsichert viele Hundehalter

Einführung

Phytinsäure, auch bekannt als Inositolhexaphosphat, IP6 oder Phytat, ist eine natürliche Verbindung, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt. Sie ist ein Phosphorspeicher für Pflanzen und wird in den Samen und Körnern gespeichert, um das Wachstum der Pflanzen zu unterstützen. Phytinsäure ist in vielen Getreidesorten wie Weizen, Hafer, Reis und Mais sowie in Hülsenfrüchten wie Sojabohnen, Linsen und Erbsen enthalten. Da Hundefutter oft aus einer Vielzahl von Zutaten hergestellt wird, darunter auch Getreide und Hülsenfrüchte, ist sie ein Bestandteil vieler kommerzieller Futtersorten.

Die Rolle von Phytinsäure in der Ernährung

Phytinsäure erfüllt in der Pflanzenwelt wichtige Funktionen, indem sie Phosphor speichert und Pflanzen vor Schädlingen schützt. In der Ernährung und auch in der Hundeernährung ist ihre Rolle jedoch umstritten. Einerseits kann sie als Antinährstoff wirken, da die Aufnahme von wichtigen Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium und Eisen im Darm gehemmt wird. Andererseits kann Phytinsäure aber auch gesundheitliche Vorteile bieten.

Werfen wir einen genaueren Blick auf die Auswirkungen von Phytinsäure in der Ernährung:

Positive Aspekte

  1. Antioxidative Eigenschaften: Phytinsäure wirkt als Antioxidans im Körper, was bedeutet, dass sie freie Radikale neutralisieren kann. Freie Radikale sind Verbindungen, die oxidativen Stress verursachen können und an verschiedenen Krankheiten beteiligt sind. Durch die Beseitigung dieser freien Radikale trägt Phytat dazu bei, Zellschäden zu verhindern und die Gesundheit zu fördern.
  2. Krebsprävention: Einige Studien haben darauf hingewiesen, dass Phytinsäure eine gewisse Rolle bei der Krebsprävention spielen könnte. Sie kann die Entwicklung von Krebszellen hemmen und die Ausbreitung von Tumoren verlangsamen.
  3. Senkung des Cholesterinspiegels: Phytinsäure kann dazu beitragen, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken, was das Risiko von Herzkrankheiten verringern kann.

Negative Aspekte

  1. Mineralabsorption: Phytinsäure kann Mineralien wie Eisen, Zink, Magnesium und Calcium binden und ihre Aufnahme stören. Dies geschieht durch die Bildung von unlöslichen Phytat-Komplexen mit den Mineralstoffen. Bei der Aufnahme hoher Mengen kann das zu einem Nährstoffmangel führen, der insbesondere bei Welpen und trächtigen Hündinnen problematisch sein kann. Das Risiko eines Mangels besteht besonders bei einer überwiegend pflanzlichen Fütterung. Eisen-, Zink- und Calciummangel sind häufige Probleme, die mit übermäßiger Aufnahme von Phytinsäure in Verbindung gebracht werden.
  2. Verdaulichkeit: Phytinsäure kann die Verdaulichkeit von Proteinen und Kohlenhydraten in pflanzlichen Lebensmitteln verringern. Dies kann zu Verdauungsproblemen führen, insbesondere bei Hunden mit empfindlichen Magen-Darm-Systemen. Die Reduzierung der Verdaulichkeit von Lebensmitteln kann zu Blähungen, Gasbildung und Unwohlsein führen.

Da Phytinsäure sowohl positive als auch negative Wirkungen hat, ist es wichtig, den richtigen Umgang damit zu finden. Das heißt aber keinesfalls, dass man Nahrungsmittel mit Phytinsäure weitgehend vom Futterplan des Hundes streichen muss, wie häufig empfohlen wird.

Phytinsäure ist in Fertigfutter kein Problem.

Wenn du deinen Hund mit Fertigfutter ernährst, musst du dir übrigens keine Sorgen machen. Die möglichen negativen Auswirkungen sind darin schon berücksichtigt und es werden beispielsweise entsprechend hohe Gehalte an Nährstoffen zugefügt.

Wenn du die Rationen deines Hundes selber erstellst, ist der wichtigste Tipp:

👉Gestalte die Ernährung deines Hundes abwechslungsreich❗

Außerdem kannst du die folgenden Vorgehensweisen nutzen, um den Gehalt der Phytinsäure in den Nahrungsmitteln zu reduzieren.

Tipps zur Reduzierung von Phytinsäure in der Ernährung

  1. Einweichen und Keimen: Eine Möglichkeit, den Gehalt in pflanzlichen Lebensmitteln zu reduzieren, besteht darin, diese vor dem Verfüttern an den Hund einzuweichen oder zu keimen. Das Einweichen von Getreide oder Hülsenfrüchten kann die Phytinsäuregehalte erheblich reduzieren und die Verdaulichkeit erhöhen. Das Wasser aktiviert das Enzym Phytase, das einen Teil der Phytinsäure dann abbaut. Bei Hülsenfrüchten ist das Einweichen vor der Zubereitung sowieso Pflicht. Dabei werden nämlich auch Inhaltsstoffe wie Lektine abgebaut, die Hülsenfrüchte im rohen Zustand unverträglich oder sogar giftig wirken lassen. Hafer enthält keine Phytase, daher kann das Einweichen auch keinen Abbau bewirken. Hier wäre das Keimen das Mittel der Wahl. Wenn dir der Vorgang zu aufwändig ist, kannst du auch schon gekeimtes Getreide wie Haferflocken kaufen.
  2. Fermentation: Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Kimchi und Brot enthalten weniger Phytinsäure und sind oft besser verdaulich. Fermentation baut Phytat ab und erhöht die Verfügbarkeit von Nährstoffen in Lebensmitteln. Wenn dein Hund ab und zu Brot (wie die leckere Leberwurststulle😃) frisst, achte darauf, dass es sich beispielsweise um mit Sauerteig hergestelltes Brot handelt. Oder back dein Brot doch selber! Wie man Sauerteig herstellt und dann ein Brot damit bäckt, erfährst du HIER.
  3. Vielfältige Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit einer Vielzahl von Lebensmitteln kann dazu beitragen, die Auswirkungen von Phytinsäure auf die Mineralabsorption zu minimieren. Wenn du deinen Hund abwechslungsreich ernährst, erhält er eine Vielzahl von Nährstoffen aus verschiedenen Quellen, was die Auswirkungen von Phytinsäure auf die Aufnahme einzelner Mineralien abmildern kann.

Phytinsäure ist in abwechslungsreicher Fütterung reduziert.

Phytinsäure in der vegetarischen und veganen Fütterung

Da der sekundäre Pflanzenstoff natürlich hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt, ist er auch ein wesentlicher Bestandteil der vegetarischen und veganen Ernährung. Die Kombination von pflanzlichen Lebensmitteln, die reich an Phytinsäure sind, mit solchen, die reich an Vitaminen und Mineralien sind, kann dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von Phytinsäure auf die Mineralabsorption zu minimieren.

Ergänzung mit Mineralstoffen

Wenn du eine hauptsächlich pflanzliche Ernährung für deinen Hund bevorzugst, sorge dafür, dass er ausreichend benötigte Mineralstoffe bekommt. Das kannst du durch die Zugabe von gezielt auf die Bedürfnisse deines Hundes zugeschnittenen Supplementen erreichen.

Tierische Produkte wie Fleisch und Milch können übrigens ebenfalls geringe Mengen Phytinsäure enthalten, obwohl der Gehalt im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln natürlich minimal ist. Dennoch kann Phytinsäure aus tierischen Quellen in die Ernährung einfließen.

Die historische Bedeutung von Phytinsäure

Phytinsäure ist nicht nur interessant in Bezug auf die moderne Ernährung. Ursprünglich wurde Phytinsäure im Jahr 1903 von dem amerikanischen Biochemiker Julius Stokstad entdeckt. Er nannte die Verbindung “Phytinsäure” von “phyton” (griechisch für Pflanze) und “säure”. In den Jahrzehnten nach ihrer Entdeckung wurde sie intensiv untersucht und in den 1960er und 1970er Jahren wurden ihre strukturellen Eigenschaften detailliert aufgeklärt.

Phytinsäure wurde auch in der Lebensmittelindustrie als Konservierungsmittel und als Zusatzstoff zur Stabilisierung von Lebensmitteln verwendet. Ihre Fähigkeit, Mineralien zu binden, wurde zur Verlängerung der Haltbarkeit von Lebensmitteln genutzt, insbesondere bei der Lagerung von Getreide und Getreideprodukten.

Die Forschung und die Zukunft

In der Forschung und Wissenschaft gibt es weiterhin Diskussionen darüber, wie sich Phytinsäure auf die Gesundheit auswirkt. Einige Studien haben positive Auswirkungen auf die Krebsprävention und antioxidative Eigenschaften gezeigt, während andere die negativen Auswirkungen auf die Mineralabsorption hervorheben. Sicher wird es in Zukunft noch weitere interessante Erkenntnisse dazu geben.

Fazit

Phytinsäure ist eine komplexe Verbindung, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Hundeernährung haben kann. Es ist wichtig, die Bedürfnisse deines Hundes sowie seine individuellen Vorlieben und Empfindlichkeiten zu berücksichtigen, wenn es um die Auswahl des richtigen Futters geht. Eine ausgewogene Ernährung und Vielfalt in der Futtermittelauswahl kann helfen, um von den Vorteilen dieses Stoffes zu profitieren, ohne die Nachteile zu stark zu spüren.

Wer sich Sorgen über die Phytinsäureaufnahme seines Hundes macht, kann die oben genannten Tipps zur Reduzierung der Phytinsäure im Futter befolgen. Einweichen, Keimen und Fermentieren von Lebensmitteln sind bewährte Methoden, um den Phytinsäuregehalt zu reduzieren. Zudem verbessern sie die Verdaulichkeit von pflanzlichen Lebensmitteln. Die Vielfalt in der Ernährung bleibt auch im Hundenapf ein wichtiger Faktor um sicherzustellen, dass der Hund ausreichend Nährstoffe bekommt.

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2 Kommentare

    • Hallo liebe Kela,

      Porridge ist ja gekochter Haferbrei. In Haferflocken wird der Phytinsäuregehalt nicht durch Einweichen reduziert, da Haferflocken keine Phytase enthalten (wie schon im Artikel beschrieben). Daher wurde die Phytinsäure in Porrdige weder reduziert noch zerstört.

      Liebe Grüße, Anke

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