Das Immunsystem beim Hund stärken – was du wissen solltest

Zuletzt aktualisiert am 6. August 2023

Das Immunsystem hat natürlich auch bei unseren Hunden die Aufgabe, den Organismus vor schädlichen Einflüssen zu schützen. Wie gut das Immunsystem deines Hundes funktioniert, seinen Körper also vor Erkrankungen schützt, hängt von einer ganzen Reihe Faktoren ab.

Das Immunsystem des Hundes

In diesem Beitrag wollen wir klären was das Immunsystem ist, wie es funktioniert, wie Probleme sich äußern können und was du tun kannst, um diese zu verhindern.

Aufbau

Das Immunsystem setzt sich zusammen aus der angeborenen (unspezifischen) und der erworbenen (spezifischen) Immunabwehr. Diese beiden Bereiche arbeiten sozusagen “Hand in Hand”.

  • Angeboren sind z. B. die anatomischen Barrieren der Abwehr, welche die äußere Haut und die Schleimhäute bezeichnen. Auch Abwehrmechanismen, welche sich in Entzündungsgeschehen äußern oder die Erhöhung der Körpertemperatur gehören zur angeborenen Immunabwehr. Fieber zeigt also an, dass im Körper systemische Abwehrreaktionen stattfinden.
  • Die erworbene Immunabwehr stellt eine Art Gewöhnungsfaktor dar. Der Organismus “lernt” Erreger kennen und merkt sich diese. So kann er bei einem erneuten Angriff eines Erregers schneller und effektiver reagieren, um diesen unschädlich zu machen. Diese spezifische Immunreaktion richtet sich gegen sogenannte Antigene. Das sind Strukturen oder Substanzen, die der Körper als fremd einstuft und welche dann mit Antikörpern bekämpft werden können.  Antikörper werden vom Körper also gebildet, um den Feind zu bekämpfen. Die Bildung dieses erworbenen Teils des Immunsystems beginnt schon im Mutterleib und setzt sich Zeitlebens fort. Damit sich ein starkes Immunsystem entwickeln kann, benötigt es Bakterien, Viren und Co. Sie trainieren das Immunsystem.

👉Ein großer Teil des Immunsystems befindet sich im Darm, nämlich 70-80 % aller Immunzellen. Man sagt dazu auch Darm-assoziiertes Immunsystem. Der Darm bildet zudem auch die größte angreifbare Außenkontakt-Stelle. Viele denken, die Haut wäre das Organ mit dem größten Außenkontakt. Das stimmt aber nicht, da der Darm aufgrund der Darmzotten viel größer ist, als es scheint. Darmzotten sind fingerförmige Ausstülpungen in der Darmschleimhaut, die die eigentlich riesige Oberfläche zusammenfalten. Dem Immunsystem im Darm kommt also auch aufgrund der Größe des Darms eine große Bedeutung zu.

Was das Immunsystem beeinträchtigt

Damit das Immunsystem gut funktionieren kann, muss es trainiert werden. Der Kontakt zu Bakterien, Viren und anderen Erregern ist wichtig, damit das Immunsystem lernt und stark wird. In Versuchen hat man festgestellt, dass bakterienfrei aufgezogene Mäuse und Ratten wenig bis gar keine Immuneigenschaften entwickelten. Sie starben, sobald sie nicht mehr in einer sterilen Umgebung lebten, also Kontakt zu Krankheitserregern bekamen. Eine übertriebene Hygiene kann demzufolge dazu führen, dass das Immunsystem sich entweder ungünstig entwickelt oder die Abwehr geschwächt wird.

Eine ausgewogene Darmflora spielt bei der Abwehr von Erkrankungen eine große Rolle. Die Darmbakterien sind ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr. Sie bilden zum einen Platzhalter, denn je mehr gute Bakterien sich im Darm befinden, desto weniger Platz bleibt für schlechte Bakterien. Zum anderen besitzen sie Eigenschaften, die die Abwehr von Erkrankungen unterstützen können. Die Zusammensetzung der Darmflora kann durch Medikamente oder auch einseitige Ernährung ungünstig beeinflusst werden und so das Immunsystem schwächen. HIER erfährst du, wie du die Darmflora stärken kannst.

Stress oder Bewegungsmangel können sich ebenfalls negativ auf das Immunsystem auswirken und dieses schwächen.

Das Immunsystem leidet unter Stress
Stress kann das Immunsystem schwächen

Auch viele Nährstoffe spielen eine wichtige Rolle für ein funktionierendes Immunsystem. Antikörper als Beispiel sind Proteine, weshalb eine ausgewogene Versorgung mit Proteinen ein wichtiger Faktor für ein funktionierendes Immunsystem ist. Unterernährung, also ein Mangel an Nährstoffen, führt zu einer eingeschränkten Funktionsfähigkeit des Immunsystems.

Einfluss der Ernährung

Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf das Immunsystem. So zeigte sich in Tierversuchen, dass ein Mangel an essentiellen Aminosäuren Auswirkungen auf das Immunsystem hat. Fehlte es als Beispiel an den Aminosäuren Tryptophan oder Phenylalanin, kam es zu einer verminderten Produktion von Antikörpern. Ein Mangel an schwefelhaltigen Aminosäuren vermindert die Anzahl der Lymphozyten, welche für die Erkennung von Fremdstoffen wie Viren und Bakterien zuständig sind. Allerdings kann sich eine Überversorgung ebenfalls negativ auswirken. So zeigte sich in Versuchen mit Ratten, dass eine Überversorgung mit Leucin die Immunantwort herabsetzte.

Weitere Beispiele

  • Die essentielle Fettsäure Omega 3 verringert Entzündungsreaktionen, während eine hohe Zufuhr an bestimmten Omega-6-Fettsäuren diese verstärkt.
  • Vitamin C wirkt sich Untersuchungen zufolge vor allem auf die zelluläre Immunabwehr aus. Da Hunde in der Leber Vitamin C bilden können, ist die Versorgung über die Nahrung normalerweise nicht so relevant. Allerdings zeigt Vitamin C vor allem bei der Linderung von Krankheitssymptomen sehr gute Wirkung und kann daher auch bei Hunden hilfreich sein. Auch für die Kollagensynthese ist Vitamin C ein wichtiger Faktor, weshalb es bei Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Arthrose unterstützend wirken kann.
  • Auch das Spurenelement Zink spielt eine wichtige Rolle in der Immunabwehr, ein ausgeprägter Mangel kann zu schweren Störungen des Immunsystems führen.
  • Antioxidativ wirkende Nährstoffe (z. B. die Vitamine A, E oder auch C) schützen das Immunsystem Deines Hundes indirekt, indem sie schädliche Stoffwechselprodukte (freie Radikale) abfangen, welche oxidativen Stress verursachen. Oxidativer Stress kann das Risiko für zahlreiche Erkrankungen erhöhen wie Krebs, Herzerkrankungen und auch Störungen des Immunsystems.
  • Eisenmangel kann zu einer verminderten Antikörperproduktion führen.
  • Ballaststoffe spielen eine wichtige Rolle für die Versorgung der Darmbakterien und so auch des Immunsystems. Sie unterstützen die Vermehrung von Bakterien, welche entzündungshemmende Stoffe produzieren. Beta-Glucane zählen ebenfalls zu den Ballaststoffen und können das Immunsystem stimulieren. In einer Studie wurde der Einfluss der Immunstimulation durch Beta-Glucane bei Hunden mit Hauterkrankungen untersucht. Im Ergebnis zeigte sich eine Verbesserung der Immunitätsparameter und der Hautveränderungen.
  • Enzyme in pflanzlichen Nahrungsmitteln können das Immunsystem ebenfalls unterstützen, indem sie gegen Entzündungsreaktionen wirken.
  • Viele sekundäre Pflanzenstoffe, die in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten sind, können die Infektabwehr erhöhen. Beispiele für immunstimulierende pflanzliche Wirkstoffe sind Saponine und Sulfide. Um die Immunabwehr zu stärken, ist es deshalb empfehlenswert, auch bei der Ernährung mit Fertigfutter hin und wieder zusätzlich Gemüse, Obst und Kräuter zu füttern.
  • Lactobazillen, die in milchsauer vergorenen Milchprodukten produziert werden, haben immunmodulierende Wirkung und konnten in Studien sogar die Abwehr gegen Tumore stimulieren.

Welche Nährstoffe dein Hund im Allgemeinen benötigt, habe ich HIER für dich zusammengefasst.

Wie äußert sich ein geschwächtes Immunsystem?

Das Immunsystem arbeitet an vielen verschiedenen Stellen im Organismus, daher kann sich eine  Schwächung des Immunsystems auf verschiedenste Weisen zeigen. Beispiele dafür sind:

  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Allergien
  • Wurmerkrankungen oder andere parasitäre Erkrankungen
  • Pilzerkrankungen
  • Hauterkrankungen (Störungen in der Hautbarriere)
  • Schlechte Wundheilung
  • Chronische Erkrankungen

Während es bei manchen Problemen offensichtlich ist, dass sie mit dem Immunsystem im Zusammenhang stehen, kommt man bei anderen nicht gleich darauf. Viele Hundehalter wissen als Beispiel nicht, dass ein krankmachender Wurmbefall immer mit einer Schwächung des Immunsystems einhergeht.

Die Folgen eines geschwächten Immunsystems

Ist das Immunsystem geschwächt, kann z. B. die Schutzfunktion der Hautbarriere herabgesetzt sein. So haben Krankheitserreger leichteres Spiel und können sich auf und in der Haut vermehren. Milbenbefall oder auch bakterielle Erkrankungen der Haut haben als eigentliche Ursache ein geschwächtes Immunsystem. Auch die Vermehrung von Pilzen auf der Haut oder auch im Darm ist darauf zurückzuführen. Das bedeutet, neben der Behandlung einer Mykose (Pilzerkrankung) mit Mitteln die antimikotisch wirken, sollte auch immer das Immunsystem des Hundes gestärkt werden.

Das Immunsystem schützt auch über die Haut

Im Darm kann eine geschwächte Darmbarriere dazu führen, dass Substanzen in die Blutbahn kommen, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Das können beispielsweise zu große (nicht ausreichend verdaute) Proteine sein, die nun vom Immunsystem als Feind eingeordnet und bekämpft werden. Das heißt, sie werden zum Antigen (bzw. Allergen) und lösen eine Immunreaktion aus. Man spricht dann auch von einem durchlässigen Darm, auch bekannt als Leaky Gut Syndrom.

Würmer oder auch Giardien vermehren sich ungehemmt, wenn die Immunabwehr herabgesetzt ist. Junge Hunde erkranken vergleichsweise oft an Giardien, da ihr Immunsystem noch nicht stark genug entwickelt ist oder ältere Hunde, bei denen der Immunschutz nachlässt.

Prävention für ein starkes Immunsystem

Mangelernährung in der Welpenzeit kann sich folgenschwer auf das weitere Leben auswirken, da es die Entwicklung eines gesunden Immunsystems beeinflusst. Auch im Alter gewinnt die Versorgung mit Nährstoffen im Bezug auf das Immunsystem an Bedeutung, da die Immunabwehr altersbedingt nachlässt. Aber egal, wie alt dein Hund gerade ist, diese drei Punkte solltest du auf jeden Fall beachten:

  • Viel frisches Gemüse und Obst versorgen Deinen Hund mit zusätzlichem Vitamin C und stärken so seine Immunabwehr. Natürlich enthalten die pflanzlichen Nahrungsmittel noch viele weitere gute Nährstoffe wie auch sekundäre Pflanzenstoffe und unterstützen damit das Immunsystem. Hochwertige Proteinquellen liefern wichtige essentielle Aminosäuren und sind wichtig für die Produktion der Antikörper. Gesunde Fettsäuren in ausgewogener Menge beeinflussen die Entzündungsbereitschaft positiv. Achte darauf, dass Dein Hund gut mit allen benötigten Nährstoffen versorgt wird.
  • Eine ebenfalls wichtige Rolle, um das Immunsystem optimal zu unterstützen, ist die Lebensweise. Dein Hund sollte ausreichend Bewegung an frischer Luft haben. Genauso wichtig für ein gutes Immunsystem ist aber Entspannung und Ruhe. Hunde verbringen den größten Teil des Tages ruhend und es ist völlig normal, dass Dein Hund 18-20 Stunden des Tages schlummert. Stress dagegen kann die Immunabwehr Deines Hundes nachweislich herabsetzen.
  • Auch Medikamente nehmen Einfluss auf das Immunsystem Deines Hundes. Sie greifen in körperliche Vorgänge ein und können die Darmflora schädigen. Manchmal kann es natürlich unumgänglich sein, dass der Hund ein Medikament erhält. Halte Dich hierbei immer an den Grundsatz: “So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.”.

Damit das Immunsystem deinen Hund immer effektiv schützen kann, ist Prävention der beste Weg. Die Ernährung spielt dabei von Anfang an eine wichtige Rolle. Ganz viel Know How rund um Hundeernährung kannst du dir in meinem Online-Kurs Hundeernährung leichtgemacht holen.

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