Essentielle Fettsäuren im Hundenapf

Zuletzt aktualisiert am 4. Februar 2024

Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren zählen zu den essentiellen Nährstoffen, die Hunde wie auch der Mensch mit der Nahrung aufnehmen müssen. Rund um die Versorgen unserer Hunde mit diesen Fettsäuren besteht viel Unsicherheit bei Hundehaltern, daher wollen wir in diesem Beitrag einen näheren Blick darauf werfen.

Welche Fettsäuren benötigt der Hund?

  • Omega-6-Fettsäure Linolsäure
  • Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure
  • Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure)

Hunde haben einen essentiellen Bedarf an Linolsäure, der für den ausgewachsenen Hund im Erhaltungsstoffwechsel auf 150 mg je kg Körpergewicht geschätzt wird. Der Bedarf an Alpha-Linolensäure ist nicht sicher nachgewiesen, eine tägliche Zufuhr von 50 mg je kg Körpergewicht wird jedoch empfohlen.

Fettsäuren für den Hund

EPA und DHA bezeichnet man auch als semi-essentielle Omega-3-Fettäuren, weil der Körper sie aus der Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA) zwar selber synthetisieren kann, dies jedoch nur limitiert funktioniert. Bei Menschen liegt die Umwandlungsrate bei gesunden Erwachsenen von ALA zu EPA bei 8 bis zu 21 %, von ALA zu DHA bei <1 bis zu 9 % (bei Frauen beides deutlich höher als bei Männern). Zudem scheint es so zu sein, dass die Umwandlung umso schlechter funktioniert, je mehr Omega-6-Fettsäuren in der Nahrung enthalten sind, da die Fettsäuren um die gleichen Enzymsysteme zur Desaturierung konkurrieren.

Auch der Bedarf an EPA und DHA ist für Hunde nicht nachgewiesen, eine tägliche Zufuhr von 30 mg EPA und DHA in der Summe je kg Körpergewicht wird jedoch empfohlen.

Welche Wirkungen und Aufgaben haben essentielle Fettsäuren?

Die essentiellen Fettsäuren haben im Körper eine Reihe an Aufgaben und Wirkungen. Die bekannteste Wirkung der Omega-3-Fettsäuren ist die Hemmung von Entzündungen. Die Fettsäuren können aber noch einiges mehr, sie …

  • unterstützen Aufbau und Unterhalt der Zellmembranen
  • beeinflussen die Hormonproduktion
  • beeinflussen Fließeigenschaften des Blutes, Blutfettwert, Cholesteringehalt und auch Blutdruck
  • regen das Immunsystem an
  • fördern die Hautgesundheit
  • sind wichtig für die Gehirnfunktionen

Ein zu hoher Anteil der Omega-6-Fettsäuren in der Ernährung kann sich negativ auswirken, so kann beispielsweise die Entzündungsbereitschaft des Körpers erhöht werden. Das Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3 sollte daher nicht höher sein als 5:1.

Wie versorgt man Hunde mit den essentiellen Fettsäuren?

Vor allem bei der Frischfütterung wird häufig Fisch- oder Lachsöl zu den Rationen gegeben, um die Versorgung mit den essentiellen Fettsäuren zu gewährleisten. Fisch- und Lachsöl sind zwar für die Versorgung mit den Fettsäuren recht günstig (sie enthalten hohe Mengen EPA und DHA), stellen jedoch kein nachhaltiges Produkt dar. Es geht durchaus auch anders.

Auch andere tierische Produkte enthalten essentielle Fettsäuren. Muskelfleisch vom Rind hat in etwa einen Fettanteil von 2 %. Dieser Fettanteil besteht zu etwa 35 – 40 % aus gesättigten Fettsäuren, 30 – 45 % aus einfach ungesättigten Fettsäuren und bis zu 15 % aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wozu die essentiellen Fettsäuren gehören.

Wie genau sich die bis zu 15 % der mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Rindfleisch zusammensetzen, hängt stark von der Ernährung des Tieres ab. Weidetiere weisen einen deutlich höheren Anteil der Omega-3-Fettsäuren auf. Sie nehmen diese aus den Wiesen und Kräutern in Form von ALA auf und wandeln sie in ihren Mägen sogar in DHA und DPA um.

Pflanzliche Nahrungsmittel und Öle enthalten nur die essentiellen Fettsäuren Linolsäure und ALA. Dazu später noch mehr.

Beispiel für die Versorgung

In der folgenden Übersicht zeige ich dir zwei verschiedene Beispielrationen (1 x Fleisch, 1 x Fisch) für einen Hund, der 10 kg wiegt und die Anteile an Linolsäure und ALA.

Hund 10 kg = Bedarf Linolsäure: 1500 mg , Bedarf Linolensäure: 500 mg
Gesamtfuttermenge = 400 g

Fettsäuren im Hundefutter

Die Ration mit Fleisch zeigt ein eher ungünstiges Verhältnis der essentiellen Fettsäuren und sie enthält auch zu wenig Alpha-Linolensäure. Die Ration mit Fisch zeigt dagegen ein mehr als günstiges Verhältnis und deckt beide Bedarfswerte ab. Man kann sogar sagen, dass der Bedarf an Alpha-Linolensäure durch die Fischration schon für 2 Tage gedeckt ist.

Natürlich liegt das nicht nur an Fleisch oder Fisch, sondern an der Gesamtration. Getreide enthält meist hohe Mengen an Linolsäure, Kartoffel dagegen viel zu wenig. Man sollte also ruhig Getreideprodukte mit Kartoffeln etc. abwechseln, damit eine ausgewogene Versorgung möglich ist.

Bei der ersten Ration müsste man im Prinzip nur noch etwas Leinöl zugeben, damit das Verhältnis verbessert wird und der Gehalt an Alpha-Linolensäure dem Bedarf entspricht. 5 g (1 TL) Leinöl liefern 2500 mg Alpha-Linolensäure, nur 1 TL würde also den Bedarf für den Rest der Woche (5 Tage) abdecken.

Zusätzlich sind im Leinöl auch gleich 6 mg Vitamin E enthalten. Der Bedarf an Vitamin E steigt bei einer sehr hohen Zufuhr an essentiellen Fettsäuren. In unserem Beispiel hat der Hund einen normalen Bedarf an Vitamin E von etwa 6 mg. Das wird jedoch durch die normalen Nahrungsmittel abgedeckt sowie die Nahrungsergänzungen, die der Hund bekommt. Die zusätzlichen 6 mg aus dem Öl können also den möglicherweise erhöhten Bedarf auf jeden Fall gut auffangen.

Essentielle Fettsäuren in pflanzlichen Nahrungsmitteln

Auch pflanzliche Nahrungsmittel enthalten teils hohe Mengen an essentiellen Fettsäuren. In unserer Beispielaufstellung hast du z. B schon gesehen, dass Haferflocken sehr hohe Mengen an Linolsäure enthalten. Allgemein enthalten Getreideprodukte hohe Mengen der Omega-6-Fettsäure. Das ist nicht per se schlecht, man muss das ungünstige Verhältnis aber durch andere Nahrungsmittel ausgleichen. Dazu sollte das Mittel der Wahl natürlich möglichst viel ALA und möglichst wenig Linolsäure enthalten, was bei Leinöl oder auch Leinsamen der Fall ist.

Im Gegensatz zu Getreide enthalten beispielsweise Kartoffeln kaum essentielle Fettsäuren. Da fehlt es dann an beiden essentiellen Fettsäuren und man sollte Komponenten zugeben, die beide in einem guten Verhältnis enthalten. Walnüsse oder Walnussöl als Beispiel haben ein optimales Verhältnis der Omega-6-Fettsäuren zu den Omega-3-Fettsäuren. Auch Hanföl oder Hanfsamen eignen sich zur günstigen Versorgung mit beiden essentiellen Fettsäuren.

Warum benötigt man den Fisch überhaupt, wenn doch das Leinöl als Beispiel so viel Linolensäure liefert?

Der Fisch liefert nennenswerte Mengen von den schon erwähnten Fettsäuren DHA und EPA. Fettarme Seefische wie Kabeljau, Seelachs, Seehecht oder Scholle liefern 280 mg – 840 mg EPA und DHA pro 100 g. Fettreiche Seefische wie Lachs, Makrele und Hering enthalten sehr hohe Mengen. 100 g Hering liefert etwa 3 000 mg EPA und DHA. Auch Süßwasserfische wie Forelle oder Karpfen enthalten die wichtigen Fettsäuren und weisen vergleichbare Gehalte auf wie fettarme Salzwasserfische.

In den 200 g Lachs dürften sich also etwa 6000 mg DHA und EPA befinden. Das deckt den Bedarf des 10 kg Hundes von 300 mg täglich – also für 1 Woche 2100 mg – voll.

Du siehst also, mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Fütterung muss man gar nicht auf Fischöl zurückgreifen. Man kann den Hund mit essentiellen Fettsäuren auch so gut versorgen. Fleisch, einmal oder auch zweimal die Woche Fisch, dazu ab und an etwas Leinöl oder andere Komponenten versorgen den Hund recht gut. Welcher Fisch unter den Aspekten von Nachhaltigkeit noch ok ist, könnt ihr HIER nachlesen.

Es kann aber auf jeden Fall hilfreich sein, wenn man sich die Gehalte an Linol- und Linolensäure in den Nahrungsmitteln einmal anschaut, damit man einschätzen kann, was der Hund bekommt. Wenn du wissen möchtest, wie viel Linol- und Linolensäure sowie auch viele andere Nährstoffe verschiedenste Nahrungsmittel enthalten, kann ich dir das Nachschlagwerk Der kleine Souci – Lebensmitteltabelle für die Praxis empfehlen.

Quellen u. a.:

https://www.ernaehrungs-umschau.de/news/05-03-2007-mehr-ungesaettigte-fettsaeuren-im-fleisch-von-rindern-aus-weidehaltung/
https://www.ernaehrungs-umschau.de/news/01-04-2004-rindfleisch-mit-omega-3-fettsaeuren/
http://www.kuh-projekt.de/Kuehe/omega3.php
Vegetarische Ernährung von Leitzmann, Keller; utb., 2020
Ernährung des Hundes, Meyer/Zentek, 2022, 9. Auflage
https://www.ugb.de/ernaehrungsberatung/omega-3-fettsaeuren/druckansicht.pdf
https://www.ecowoman.de/ernaehrung/essen/fischoel-wegen-ueberfischung-nur-selten-nachhaltig-5130

Dir gefällt der Inhalt und du möchtest ihn gerne teilen?

Hinweis zum Copyright: Das Teilen meiner Artikel auf sozialen Medien wie z. B. Facebook sowie auch das Verlinken zu meinen Artikeln ist jederzeit erlaubt, ohne dass dafür meine Genehmigung eingeholt werden muss. Vervielfältigungen oder Nachveröffentlichungen z. B. auf anderen Internetseiten oder auch in gedruckter Form dürfen nur mit meiner schriftlichen Genehmigung erfolgen.

Hinweis zu Kommentaren

Die Kommentare auf dieser Seite werden moderiert und müssen von mir zur Veröffentlichung freigeschaltet werden. Die Freischaltung erfolgt i. d. R. innerhalb von 24 Stunden. Bitte sei freundlich, auch wenn du Kritik äußern möchtest. Ich freue mich auf deine Meinung!

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*