Fleisch – Das Pro und Contra in der Hundeernährung

Zuletzt aktualisiert am 18. März 2022

Fleisch ist ein Nahrungsmittel, das durch die Tötung von Tieren gewonnen wird. Etwas, das eigentlich jeder weiß, was aber andererseits vielen Menschen nicht mehr so wirklich klar ist. Die Diskrepanz sehen wir gut am modernen Umgang mit Haustieren einerseits und am sorglosen Konsum von Billigfleisch andererseits.

Das Gänse-Experiment

Sehr gut dokumentiert ist das in einem Experiment, welches vor einigen Jahren in Köln stattfand. Dabei wurden Gänse in der Öffentlichkeit geschlachtet. Viele Menschen, die zusahen, reagierten entsetzt. Andere fanden, dass das ein guter Weg der Aufklärung wäre. Denn die Tötung der Tiere ist komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden.

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Der heutige Fleischkonsum ist “ein Meisterwerk der kollektiven Verdrängung” und die meisten Menschen haben kein Gefühl mehr dafür, was Fleisch eigentlich wert ist. Natürlich betrifft das auch das Fleisch, das im Hundenapf landet. Denn der wird ja von Menschen gefüllt.

Fleisch und der Wolf im Hund

Das tragenste Argument, welches für einen hohen Fleischanteil im Hundenapf angeführt wird, ist die Abstammung vom Wolf und die Zugehörigkeit zur Ordnung der Carnivora (Raubtiere). Aber ist das wirklich ein Argument das zählt?

Opportunismus in der Ernährung

Welche Form der besten und gesündesten Ernährung des Menschen entspricht, wird nach wie vor diskutiert. Fakt ist, dass die Entwicklungen in der Evolution und entsprechend der Ernährung nach wie vor erforscht werden und die Kenntnisse lückenhaft sind. Man kann aber durchaus erkennen, dass die jeweilige Ernährung häufig auf opportunistischem Verhalten beruhte und dies nach wie vor tut. Das heißt, die größte Rolle spielte meist, welche potentiellen Nahrungsmittel überhaupt zur Verfügung standen.

Erst durch die Industrialisierung ist es gelungen, die zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel an die Wünsche und Ansprüche anzupassen. Erstmals in der Geschichte des Menschen standen mit dem Einzug der Massentierhaltung tierische Nahrungsmittel quasi unbegrenzt zur Verfügung. Sie wurden geradezu spottbillig, den Preis dafür zahlten natürlich vor allem die Tiere.

Durch die Masse der zur Verfügung stehenden tierischen Nahrungsmittel wurden die Menschen immer wählerischer. Sie wollten nur noch das Beste vom Tier essen und viele Bestandteile blieben übrig. Müll? Nein, damit lässt sich doch Geld verdienen!!

Hunde bekommen doch eh nur die Reste vom Fleisch

Wer seinen Hund mit viel Fleisch füttert und dies damit rechtfertigt, das wären eh nur die Nebenprodukte, die die Menschen nicht mehr essen wollen, ist möglicherweise nicht ganz ehrlich zu sich selber. Der Boom der Futtermittel mit hohem Fleischanteil kann durchaus als Geschäftsmodell betrachtet werden. Das, was sonst auf dem Müll landen würde, wird so noch lukrativ genutzt. Natürlich ist es grundsätzlich nicht verwerflich, dass Reste der menschlichen Ernährung im Hundenapf landen. Komisch nur, dass die Futtermittelindustrie den Hundehaltern eingebläut hat, dass Essensreste schlecht für Hunde wären.

Auch wenn vielfach Reste genutzt werden, bleibt es trotzdem eine Unterstützung der Billigfleischproduktion, wenn dein Hund große Mengen Fleisch aus dem Billig-Barfshop bekommt. Zudem glauben immer mehr Hundehalter, diese Reste wären für den Hund nicht gut genug und so werden mittlerweile sehr wohl Tiere für den Hund geschlachtet. Dazu sagt der amerikanische Forscher Gregory Okin:

“Der Trend zu Premium-Tierfutter führt dazu, dass die Haustiere immer häufiger tierische Produkte fressen, bei denen sie in Konkurrenz zur menschlichen Nahrungsversorgung stehen“

Wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zur Form der Ernährung

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für die menschliche Ernährung nicht mehr als 300 bis 600 g Fleisch in der Woche zu essen. Dies entspricht auch in etwa den Empfehlungen der Lancet-Kommission EAT, die mit der planetary health diet einen Vorschlag gemacht hat, wie die Ernährung weltweit gesünder und nachhaltiger werden könnte und keine Menschen mehr verhungern müssten.

Die Umsetzung würde die Massentierhaltung wohl überflüssig machen. Denn statt der aktuell noch in Deutschland üblichen etwa 60 kg Fleisch pro Kopf im Jahr bräuchten wir nur noch 14 kg. Da darf die Frage gestellt werden, welche Reste Hunde dann noch bekommen würden? Zumal sie sich diese Reste noch mit anderen Haustieren wie Katzen teilen müssten. Ok, das ist spekulativ. Aber darf man ruhig mal drüber nachdenken …

Wie wichtig ist Fleisch wirklich?

Werfen wir im Folgenden einen Blick darauf, wie wichtig Fleisch tatsächlich ist und was dafür oder dagegen spricht, dem Hund viel Fleisch zu geben.

Pro Fleisch

Proteine

Fleisch stellt einen wichtigen Lieferanten von Proteinen dar. Zwar enthalten auch pflanzliche Nahrungsmittel Proteine, doch die tierischen Proteine haben eine höhere biologische Wertigkeit. Das hat damit zu tun, dass der Organismus diese Proteine am besten verwerten kann, da sie den körpereigenen im Aufbau am nächsten kommen.

Proteine bestehen aus Aminosäuren und in den tierischen Proteinen sind alle essentiellen Aminosäuren in optimaler Zusammenstellung enthalten. Die Proteine in pflanzlichen Nahrungsmitteln sind meist nicht so optimal, lediglich in Hülsenfrüchten (besonders Sojabohnen) ist das Aminosäuren-Spektrum ähnlich gut.

Nährstoffe

Fleisch liefert natürlich noch weitere Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe. Einige davon sind entweder praktisch nur in tierischen Nahrungsmitteln enthalten (z. B. Vitamin B 12) oder sie sind aus dem Fleisch besser verfügbar (z. B. Zink), aufgrund der Antinährstoffe (z. B. Phytinsäure) welche in den pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten sind.

Fleisch enthält auch wichtige essentielle Fettsäuren, welche aus pflanzlichen Nahrungsmitteln schlechter aufgenommen werden können.

Fleischfressergebiss und Vorliebe

Ja, Hunde haben nach wie vor ein recht typisches Fleischfressergebiss und fressen i. d. R. gerne Fleisch. Allerdings ist es durchaus schon etwas an die Fütterung von pflanzlichen Komponenten angepasst, denn die hinteren Backenzähne sind bunodonte Molaren mit Höckern die ein gewisses zermahlen pflanzlicher Komponenten zulassen. Zudem hat man erst kürzlich festgestellt, dass Hunde ihr Gebiss durchaus in einem kleinen Ausmaß auch seitwärts bewegen können.

Contra (viel) Fleisch

Tierleid

Einen Punkt, der gegen einen hohen Fleischanteil im Futternapf spricht, habe ich im ersten Teil schon angesprochen: Die nicht artgerechte Massentierhaltung, welche es überhaupt möglich macht, dass Hunde so viel Fleisch bekommen können.

Nährstoffe

Was die Nährstoffe im Fleisch betrifft, so ist es durchaus möglich, die Versorgung zu einem Großteil über pflanzliche Nahrungsmittel zu sichern. Zumal wenn man Milchprodukte oder auch mal Eier in kleinem Umfang füttert. Fisch enthält ebenfalls hochwertige Proteine und kann natürlich auch einen kleinen Teil Fleisch ersetzen.

Obwohl pflanzliche Nährstoffe sogenannte Antinährstoffe enthalten und die Aufnahme wichtiger Nährstoffe herabsetzen können, kann dieses Manko durch eine höhere Zufuhr sowie die Fähigkeit der körperlichen Anpassung ausgeglichen werden. So soll sich als Beispiel die Absorptionsleistung des Organismus bei längerem Verzehr von Nahrung mit hohem Phytatgehalt an diese erschwerte Bedingung anpassen.

Entzündungsförderer

Die Arachidonsäure ist eine Fettsäure, die zu den Omega-6-Fettsäuren gehört. Sie fördert Entzündungen und ist bei Erkrankungen wie z. B. Arthritis maßgeblich beteiligt. In Studien wurde gezeigt dass arachidonsäurearme vegetarische Kost die Schmerzen bei einer Rheumatoiden Arthritis lindern konnte. Denn – durch eine fleischreiche Ernährung wird ein Überschuss an Arachidonsäure zugeführt.

Pflanzliche Nahrungsmittel = 0 Arachidonsäure

Milchprodukte = vergleichsweise geringer Anteil, je nach Fettanteil:

  • Joghurt 3,5 % Fett 4 mg /100 g
  • Camembert 30 % Fett 13 mg /100 g

Fleisch und Eier = relativ hoher Anteil:

  • Mageres Rindfleisch 16 mg / 100 g
  • Rinderleber 210 mg / 100 g
  • Hühnchenbrust 162 mg / 100 g
  • Ei 70 mg / 100 g

Prävention und Nachhaltigkeit

Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass eine pflanzenbasierte Ernährung (das schließt einen kleinen Anteil tierischer Produkte nicht aus) bei den Menschen ein großes präventives Potential besitzt und deutlich nachhaltiger ist. Der Hund hat sich an der Seite des Menschen als Opportunist erwiesen. Er durchlief im Laufe seiner Domestizierung ähnliche Anpassungen wie wir Menschen und kommt meist sehr gut zurecht mit einer Ernährung, die einen weniger hohen Fleischanteil, dafür mehr pflanzliche Komponenten enthält. Auch er profitiert von den vielen guten sekundären Pflanzenstoffen.

Ressourcen

In nicht allzu ferner Zukunft werden wir möglicherweise keine hohen Fleischmengen mehr zur Verfügung haben. Es ist daher durchaus sinnvoll, die Hunde schon jetzt an eine modernere Ernährungsweise mit deutlich weniger Fleisch zu gewöhnen. Ansonsten müssten wir uns möglicherweise mit dem Gedanken anfreunden, die Hundehaltung zu reduzieren.

Fazit

Wie wichtig ist Fleisch wirklich und müssen Hunde viel Fleisch fressen? Diese Frage kann man heute mit einem recht klaren Nein beantworten, wobei es durchaus Unterscheidungen gibt zwischen verschiedenen Rassen (nordische Hunde z. B. benötigen höhere Fleischanteile). Das Bild, das in den letzten Jahrzehnten vom Hund als zahmer Wolf gezeichnet wurde, könnte die Schlussfolgerung zulassen, dass Hunde ebenfalls viel Fleisch benötigen. Doch der Hund ist schon lange kein Wolf mehr. Er hat sich weiterentwickelt und stets so wie wir auch opportunistisch verhalten und angepasst. Was sicherlich dazu beigetragen hat, dass er überlebt hat. Vielleicht wird in Zukunft nicht zuletzt sein Fleischkonsum darüber entscheiden, ob er an unserer Seite bleiben kann.

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