Aktualisiert am 12. Juli 2024
Vegetarier wissen, dass Hülsenfrüchte in einer pflanzlichen Ernährung eine wichtige Rolle spielen. Sie liefern nämlich jede Menge gute Proteine und Proteine sind ein sehr wichtiger Nährstoff, natürlich auch für unsere Hunde.
Aber können unsere Hunde mit diesen pflanzlichen Proteinen denn überhaupt etwas anfangen? Diese und viele weitere Fragen rund um die Fütterung von Hülsenfrüchten wollen wir in diesem Beitrag klären.
Hülsenfrüchte – Obst oder Gemüse?
Hülsenfrüchte sind die Streufrüchte der Hülsenfrüchtler (Leguminosen), welche zur Ordnung der Schmetterlingsblütenartigen gehören. Der Name ist etwas irreführend, denn Früchte hält man üblicherweise für Obst. Hülsenfrüchte würde man aber instinktiv eher zum Gemüse zählen und das ist wohl auch richtig. Der Unterscheid zwischen Gemüse und Obst ist, dass man unter Obst die Früchte von Pflanzen versteht, welche viele Jahre hintereinander Früchte tragen. Bei Gemüse handelt es sich meist um Pflanzenteile wie Blütenstände, Früchte, Samen, Blätter, Blattstiele, Stängel, Knollen, Zwiebeln oder Wurzeln von ein- oder zweijährigen Pflanzen, die roh, gekocht oder konserviert genossen werden. Auch wenn die Hülsenfrüchte eigentlich die Samen (bzw. auch Hülsen davon) der Leguminosen sind, werden sie daher zum Gemüse gezählt.
Früchte können übrigens sowohl Obst als auch Gemüse sein, je nachdem wie sie zugeordnet werden. Die Unterteilung ist ziemlich kompliziert, wie man hier nachlesen kann.
Welche Hülsenfrüchte gibt es?
Die folgende Liste enthält alphabetisch angeordnet Hülsenfrüchte, die auch bei uns angebaut werden. Es gibt aber noch viel mehr Hülsenfrüchte bzw. Unterteilungen, die du dir HIER anschauen kannst.
- Ackerbohne (Vicia faba)
- Bohne (Phaseolus vulgaris)
- Erbse (Pisum sativum)
- Kichererbse (Cicer arietinum)
- Linse (Lens culinaris)
- Lupine (Lupinus)
- Mungbohne (Vigna radiata)
- Sojabohne (Glycine max)
Den meisten sind Hülsenfrüchte geläufig als Erbsen, Bohnen oder auch Linsen. Allerdings sind diese bei vielen Menschen kein fester Bestandteil ihres Speiseplans …
Die Rückkehr der Hülsenfrüchte
“Hülsenfrüchte sind ein sicherer Indikator, wie weit sich eine Gesellschaft von der natürlichen Landwirtschaft und von einer gesunden Ernährung entfernt hat.”
Dieser Satz stammt von dem österreichischen Dipl.-Ing. Helmut Reiner (Lebensmittel- und Biotechnologie), der sich intensiv mit der Qualität pflanzlicher Lebensmittel befasst. Damit spielt er sicherlich auf den Umstand an, dass Hülsenfrüchte, die ursprünglich zu den Grundnahrungsmitteln zählten, im Zuge der intensivierten Fleischproduktion unpopulär wurden. Früher nannte man sie das “Fleisch des armen Mannes”, weil sie so reich an Proteinen sind und in großen Mengen zur Verfügung standen. Hülsenfrüchte enthalten etwa einen Anteil von 20 % an Proteinen, das ist also in der Tat vergleichbar mit Fleisch. Dann, als jeder sich das tägliche Schnitzel leisten konnte, wurde dieser Bestandteil der “Arme-Leute-Küche” unpopulär. Zumindest in den reichen Industriestaaten …
Es gibt aber auch viele Länder weltweit, wo Hülsenfrüchte nach wie vor zu den Grundnahrungsmitteln zählen. Dort überall nämlich, wo die Menschen sich nach wie vor vorrangig pflanzlich ernähren. In Indien beispielsweise werden Hülsenfrüchte täglich verzehrt, wie z. B. als Linsen Dal. In Japan und China beispielsweise als Tofu, das aus Sojabohnen hergestellt wird.
Aber auch hier bei uns wird vegetarische oder sogar vegane Ernährung aktuell immer populärer und mit ihr erleben auch die Hülsenfrüchte ihr großes Comeback.
Wie wertvoll sind die enthaltenen Proteine?
Wie schon erwähnt enthalten Erbsen, Bohnen und Co einen recht hohen Anteil Proteine. Dabei kommt es aber nicht nur auf die Menge an, sondern auch auf die Qualität. Proteine bestehen ja aus Aminosäuren und es gibt für den Hund 10 davon, die essentiell sind. Das heißt, diese müssen in der Nahrung enthalten sein, damit im Körper benötigte Proteine gebaut werden können. Sojabohnen sind von der Proteinqualität tatsächlich mit Fleisch vergleichbar. Allerdings trifft das nicht auf alle Hülsenfrüchte zu. Einige enthalten beispielsweis nur geringe Anteile der essentiellen Aminosäure Methionin. Um die sogenannte biologische Wertigkeit der enthaltenen Proteine zu erhöhen, sollte man Hülsenfrüchte wie Erbsen mit Eiern, Milchprodukten oder Getreide kombinieren.
Beim Getreide ist es übrigens ähnlich. Getreide enthält zwar viele Aminosäuren, jedoch fehlt die Aminosäure Lysin, die in Hülsenfrüchten reichlich enthalten ist.
Was haben die “Früchtchen” neben Proteinen zu bieten?
Natürlich sind die Proteine nicht die einzigen enthaltenen wichtigen Nährstoffe. So enthalten Erbsen, Bohnen, Linsen einen guten Anteil Mineralstoffe, wie Eisen, Zink, Calcium, Kalium und Magnesium. An Vitaminen sind beispielsweise Folsäure enthalten, sowie andere B-Vitamine. Auch viele gute sekundäre Pflanzenstoffe wie Saponine oder auch Polyphenole.
Wichtig: Auch weniger günstige sekundäre Pflanzenstoffe wie Lektine und Phytinsäure sind enthalten. Diese können den Darm schädigen oder auch die Aufnahme anderer Nährstoffe stören. Sie werden aber unschädlich gemacht, indem man die trockenen Hülsenfrüchte vor der Zubereitung über Nacht in Wasser einweicht und anschließend kocht.
Auch sehr hoch ist der Anteil an Ballaststoffen, die auch für den Hund wichtig sind, wie ich HIER schon erläutert habe. Allerdings muss man berücksichtigen, dass der Anteil durch das Kochen der Hülsenfrüchte reduziert wird. Denn Ballaststoffe sind Kohlenhydrate, die bei Erhitzung natürlich ebenfalls zumindest teilweise zerlegt werden. Aus einem Anteil von 25 % in der getrockneten Bohne kann durch das Kochen dann ein Anteil von nur noch ca. 3-9 % werden.
Kann der Hund diese pflanzlichen Proteinlieferanten überhaupt verwerten?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zunächst anschauen, woraus Hülsenfrüchte denn eigentlich bestehen. Die Schale der Hülsenfrüchte enthält vor allem Zellulose. Dieses Kohlenhydrat können weder wir Menschen noch unsere Hunde enzymatisch aufschlüsseln. Hülsenfrüchte werden jedoch immer gekocht, da sie roh zum einen eben nur schwer verdaulich sind, zum anderen aber auch ungünstige Stoffe wie Phasin enthalten können, die giftig sind. Die Zellulose wird durch die Erhitzung aufgespalten und bildet damit kein Hindernis mehr. Zellulose wird auch durch Kauen aufgespalten und da unsere Hunde nicht wie wir Menschen ausgiebig kauen, sollte man bei den Hülsenfrüchten für den Hund besonders darauf achten, dass sie weich gekocht werden.
Hülsenfrüchte enthalten natürlich auch andere Kohlenhydrate wie Stärke. Die Bauchspeicheldrüse von Hunden liefert Enzyme für die Aufspaltung und die allermeisten Hunde können Stärke sehr gut verwerten. Auch dieser Punkt stellt also kein Problem dar.
Die enthaltenen Ballaststoffe können bei einem Hund, dessen Darm daran nicht gewöhnt ist, zu Blähungen führen. Daher sollte man bei der Eingewöhnung von Hülsenfrüchten langsam vorgehen und erst einmal kleine Portionen füttern.
Natürlich stellen die enthaltenen pflanzlichen Proteine für den Hundedarm kein Problem dar. Proteine sind Proteine und es ist dem Darm egal, aus welcher Quelle sie stammen. Hauptsache es sind alle essentiellen Proteine in ausreichender Menge im Futter enthalten.
Fazit: Ja, Hunde können Hülsenfrüchte verwerten, wenn diese entsprechend gut verarbeitet wurden. Besonders zu Anfang kann man dem Hundedarm entgegenkommen, indem man die Hülsenfrüchte für den Hund püriert. Dann steht einer guten Aufnahme und Verwertung der Nährstoffe nichts mehr im Weg.
Zubereitung von Hülsenfrüchten
Auch wenn es im Text jetzt schon verschiedene Stellen gibt, wo ich auf die Zubereitung eingegangen bin, möchte ich zum Abschluss hierzu noch einmal zusammenfassend Infos geben.
Man kann Hülsenfrüchte sowohl getrocknet als auch aus der Dose (dann wurden sie schon erhitzt) nutzen. Bei den getrockneten gibt es noch den Unterschied, ob diese mit oder ohne Schale sind. Die ungeschälten Hülsenfrüchte sollte man i. d. R. über Nacht in Wasser einweichen lassen, bei den geschälten ist das nicht unbedingt nötig. Im Zweifelsfall findet man diese Infos aber auf der Verpackung. Sowohl die getrockneten Hülsenfrüchte als auch die aus der Dose sollte man Kochen. Je nach Hülsenfrucht und Größe kann es auch hier Unterschiede geben. Auch zu diesem Punkt findet man die Infos i. d. R. auf der Verpackung.
Bei Unsicherheit kann man auch im Internet diverse Rezepte mit den entsprechenden Hülsenfrüchten finden, die diese Infos enthalten. Die Zubereitung (Einweich- und Kochzeiten) erfolgt für den Hund natürlich so wie für den Menschen.
Um die Verdauung der Hülsenfrüchte für den Hund zu erleichtern, kann man die Hülsenfrüchte zusätzlich nach dem Kochen pürieren. Und wie gesagt, für den mit Hülsenfrüchten unerfahrenen Hund empfiehlt es sich, mit kleinen Mengen anzufangen.
Das war´s.
Falls du jetzt Lust bekommen hast, deinem Hund auch mal vegetarische Rationen mit Hülsenfrüchten zu gönnen, kannst du HIER nachlesen, wie man diese grob gestalten kann. Oder du kannst unseren Online-Kurs zur vegetarischen Hundeernährung buchen.
Hallo Anke,
eine Frage zu den Hülsenfrüchte aus der Dose. Diese (vor allem Kichererbsen) sind i.d.R. in Salzlake in der Dose und wenig scheint es auch nicht zu sein, da der Salzgeschmack recht dominant ist. Salz ist ja so eine Sache bei Hunden… Wie “gesund” sind dann Hülsenfrüchte aus der Dose? Bzw. “verliert” sich das Salz beim Kochen oder backen (ich backe für mich persönlich Hülsenfrüchte aus der Dose lieber als sie zu kochen)?
Vielen lieben Dank für Deine Antwort im Voraus 🙂
Liebe Grüße
Nicole
Hallo liebe Nicole,
es werden nur sehr geringe Mengen Salz zugefügt, im Schnitt sind 0,5 g je 100 g enthalten. Das ist aber gar kein Problem. Ich nutze selber auch am liebsten die Dosen. Man kann zudem die Hülsenfrüchte auch vor dem Gebrauch unter fließendem Wasser abspülen (das mache ich immer, nicht nur wegen dem Salz), dann wird noch ein Teil entfernt.
Zum Salz habe ich hier in diesem Beitrag auch noch ein paar Infos: https://dog-feeding.de/welche-nahrungsmittel-sind-giftig-fuer-hunde#Gewuerze
Liebe Grüße, Anke