Warum die Herkunft deines Hundes wichtig ist für seine Fütterung

- Lesedauer 5 Minuten -

Die Herkunft spielt bei der Art der Ernährung immer eine große Rolle, wusstest du das? Hast du schon mal davon gehört, dass die meisten Chinesen an einer Laktoseintoleranz leiden? Wusstest du, dass Inuiten (Eskimos) schlecht Kohlenhydrate verwerten können? Und wenn das bei Menschen so ist, denkst du, für Hunde könnte es DIE EINE artgerechte Ernährung geben?

Was wir essen, hat nicht der Zufall bestimmt, sondern unsere Umgebung und unsere Fähigkeit der Anpassung. Überall auf der Welt sind die Lebewesen daran angepasst, von dem leben zu können, was es in ihrer Umgebung gibt. Das war schon immer so. Diejenigen, die sich daran nicht anpassen konnten, sind … dann eben ausgestorben.

Herkunft oder Abstammung?

Heute ist es sehr modern, die Fütterung von Hunden darauf herunterzubrechen, dass sie vom Wolf abstammen würden, bzw. einen gleichen Vorfahren mit ihm haben. Ihre artgerechte Ernährung müsste also folglich der des Wolfes gleichen. Ganz polemisch gesagt müssten wir Menschen uns dann ja wie Affen ernähren, weil wir unsere Vorfahren ja auch mit diesen teilen. Macht aber nicht wirklich Sinn.

Warum können Chinesen Milch nicht gut vertragen?

Wenn jemand Milch nicht gut vertragen kann, ist das meist auf eine Laktoseintoleranz zurückzuführen. Das Gegenteil, also eine Laktosetoleranz, ist aber nicht der “Normalzustand”. Ursprünglich war es so, dass Säugetiere Milch nur verwerten mussten, wenn sie gesäugt wurden. War diese erste Lebensphase vorbei, wurde der Körper nicht mehr mit Milch konfrontiert und musste sie nicht mehr verwerten können. Deshalb war der ursprüngliche Zustand der, dass die Bildung der Laktase (Enzym das die Laktose aufspaltet) eingestellt wurde, wenn das Kind entwöhnt war.

In manchen Teilen der Erde wurde Milch jedoch im Laufe der Zeit (genau genommen rund um die neolithische Revolution) ein überlebenswichtiges Nahrungsmittel. Deshalb passten sich viele Menschen daran an, der Körper stellte die Produktion der Laktase nicht mehr im Kindesalter ein. Das passierte jedoch nur dort, wo Milch ein wichtiges Nahrungsmittel wurde. In Teilen der Welt, wo sie das nicht wurde, verlängerte sich die Produktion der Laktase nicht. In der traditionellen chinesischen Küche spielten Milch und Milchprodukte kaum eine Rolle. Deshalb können Chinesen auch heute noch häufig nicht gut Milch vertragen. Sie haben die eigentlich “normale” Laktoseintoleranz als Erwachsene behalten.

Warum können Inuiten nicht gut Kohlenhydrate verwerten?

Ein wichtiges Enzym um Kohlenhydrate bzw. Stärke aufzuspalten ist die Amylase. Wie ausgeprägt dieses Enzym vom Organismus produziert wird, ist jedoch davon abhängig, welche Rolle Kohlenhydratquellen wie Getreide in der Ernährung spielen. Inuiten leben in einem Teil der Welt, wo Ackerbau aufgrund der klimatischen Verhältnisse eine untergeordnete Rolle spielt. Sie ernähren sich daher hauptsächlich von tierischen Produkten wie z. B. Fisch oder Robbenfleisch.  Auch die Massai, ein ostafrikanisches Naturvolk, leben vorrangig von tierischen Nahrungsmitteln. Die Produktion des Enzyms Amylase ist bei diesen Völkern daher nicht sehr ausgeprägt.

Herkunft von Hunden

Die Globalisierung hat auch vor den Hunden nicht halt gemacht. Genau wie immer mehr Menschen sich über den Globus verteilen, weg von ihrem Ursprung, ist die Entwicklung auch in der Hundehaltung.

Einen Großteil ihrer Geschichte an der Seite des Menschen haben Hunde eher als “Nutztiere” verbracht. Sie wurden gezüchtet, vor allem um bestimmte Aufgaben zu erfüllen. So war der Husky der typische Schlittenhund in der Antarktis, der Border Collie der typische Hütehund in Großbritannien, der Persische Windhund (Saluki), dessen ursprüngliche Zucht auf arabische Beduinen zurückgeht, der typische Jagdhund in Persien.

Heute sind solche Hunderassen über den gesamten Erdball verteilt. Nicht mehr, weil sie ihren ursprünglichen Aufgaben nachkommen sollen, sondern weil sie beliebt sind. Wer hier in Deutschland z. B. einen Husky haben möchte, der bekommt den hier auch. Auch dann, wenn er keinen Schlitten zu ziehen hat.

Herkunft und Ernährung bei Hunden

Diese “Nutzhunde” wurden über tausende Jahre in den entsprechenden Regionen der Welt auf ihre Aufgaben hin gezüchtet. Ernährt wurden sie logischerweise von dem, was am ehesten für sie zur Verfügung stand. Und da sie i. d. R. eng mit den Menschen zusammenlebten, ernährte man sie auch von dem, was den Menschen zur Verfügung stand. Vor allem von dem, was den Menschen in so großen Mengen zur Verfügung stand, dass sie davon an ihre Hunde etwas abgeben konnten.

Will ich also wissen, was die natürlichste und artgerechteste Form der Ernährung eines Hundes ist, muss ich mir anschauen, wie die Menschen sich traditionell dort ernähren, wo der Ursprung der Rasse ist.

So essen Menschen in der Antarktis traditionell viel Fisch und Fleisch, Menschen in Großbritannien traditionell viel Haferbrei (Porridge) und bei arabischen Beduinen ist Fladenbrot nach wie vor ein Grundnahrungsmittel.

Alle Barfen, egal welcher Herkunft?

Zu sagen, Barfen wäre die artgerechte Ernährung aller Hunde, gleich welcher Rasse, ist also Unfug. Gleichwohl kann es durchaus Rassen geben, auf die das zutrifft, wie z. B. den Husky. Dabei kommt es aber eher nicht darauf an, was die Wölfe gefressen haben, von denen der Husky abstammt. Es kommt darauf an, was die Menschen gegessen haben, die den Wolf zum Husky gemacht haben. Es kommt darauf an, welche Form der Ernährung ihn über tausende Jahre begleitet hat.

Auch bei unseren Hunden kann es durchaus unterschiedliche Ausprägungen geben bei der Toleranz von Laktose. Und dass es große Unterschiede gibt bei der Verwertung von Kohlenhydraten, habe ich HIER schon erläutert.

Welche Ernährung ist die richtige für deinen Hund?

Wenn du wissen möchtest, was die beste Form der Ernährung deines Hundes ist, solltest du also am besten ein wenig Detektiv spielen. Frage dich, woher dein Hund ursprünglich stammt, was seine Aufgaben waren und wie sich die Menschen dort traditionell ernährt haben. Dann bist du wahrscheinlich nicht mehr weit weg von der artgerechtesten Fütterung deines Hundes. Wie das z. B. beim Labrador ist, kannst du HIER nachlesen.

Weitere Quellen:
Diet and the evolution of human amylase gene copy number variation

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7 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen tollen Beitrag über die Ernährung der einzelnen Hunderassen. Ich werde jetzt versuchen, mich mehr an den Ernährungsgewohnheiten der Mexikaner (habe Chihuahuas) zu orientieren.

    • Hallo liebe Christine,

      vielen Dank! Tatsächlich denke ich, dass das bei dieser Rasse gar nicht so einfach ist. Die Mexikanische Küche unterlag sehr vielen Einflüssen und ist wohl auch regional recht unterschiedlich. Die Mexikaner essen sehr viel Chillis, die würde ich dem Hund nicht unbedingt geben 😀 . Eins der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Mexikaner ist Mais. Dabei findet man einen interessanten Ansatz: Chihuahuas gelten allgemein als aktive Hunde, die manchmal fast schon hysterisch wirken können. Im Mais ist ein Enzym enthalten, das sich auf die Bildung der Stresshormone auswirkt. Durch die Fütterung von Mais kann sich die Bildung dieser Stresshormone verringern, was zu ruhigerem Verhalten führen kann. Das kann z. B. bei sogenannten “hyperaktiven” Hunden hilfreich sein. So könnte man vielleicht unterstellen, dass so manchem mitunter “hysterisch” anmutenden Chihuahua etwas Mais im Futter fehlt. Ist nur so ein Gedanke von mir dazu 😀

      Liebe Grüße
      Anke

  2. Wieder mal ein super Beitrag.
    Ich werde mich dann mal schlau machen wie die englische Küche ist…..meine kleine Maus ist ein Jack Russel-Deutsch Jagdterriermix
    Lg Birgit

    • Hallo liebe Birgit,

      wir haben ja auch einen kleinen Terrier, den Parson Russel. Der wird demnächst 15 Jahre alt und ist mit einer abwechslungsreichen Fütterung noch sehr fit. Er mag auch sehr gerne Haferbrei 😀

      Liebe Grüße
      Anke

      • Liebe Anke
        Haferbrei mag meine auch…..und Kartoffeln ….hab gestetn mal gegoogelt wie die Küche so war und ist in England…..und musste feststellen das dort Kartoffeln…Lamm / Schaf in vielen Gerichten zu finden ist..und Fisch…Dinge die meine Maus liebt…und besser mit klar komnt wie mit Reis….Huhn usw.
        GlG Birgit

  3. Ich habe 2 Mischlinge aus Spanien. Auf den ersten Blick offensichtlich kleine Terriermxe. Beim Rüden könnte noch ein kleiner Podenco mitgemacht haben, bei der Hündin kann man es nicht sagen. Der Rüde ist ein sogenannter hyperaktiver Hund,total nervös und hibbelig. Dann muss ich wohl mal schauen was in Spanien so auf den Tellern landet. Danke für den Artikel. LG Nicky

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