Alles im Lot mit dem Jod im Hundefutternapf?

Zuletzt aktualisiert am 16. Februar 2022

Jod ist ein wichtiger Nährstoff, der in den herkömmlichen Nahrungsmitteln nicht ausreichend vorhanden ist. Es ist deshalb nötig, die Rationen des Hundes mit Jod zu ergänzen. In diesem Beitrag klären wir, warum Jod ein wichtiger Nährstoff ist, weshalb die Versorgung nicht ganz einfach ist und wie der Hund mit Jod versorgt werden kann.

Was ist Jod?

Jod zählt zu den Mineralstoffen, genau genommen zu den Spurenelementen. Es ist Bestandteil von Schilddrüsenhormonen, welche für Gewebewachstum und Zellteilung zuständig sind. Außerdem steuert Jod den Grundumsatz des Körpers, und wird für die Steuerung des Wasserhaushalts und für die Funktionen des zentralen Nervensystems benötigt.

Jod ist an vielen Körperfunktionen beteiligt, so wird es z. B. benötigt in Brustdrüsen, Speicheldrüsen, Magen-Darm-Trakt, Nieren, Eierstöcken oder auch der Haut. Außerdem wirkt Jod antiseptisch, es ist in der Lage Bakterien, Viren und auch Pilze abzutöten. Vor allem in der Schilddrüse, den Eierstöcken, der Brust und der Gebärmutter wirkt es antikanzerogen, also hemmend auf Krebs. Hinzu kommt noch eine antioxidative Wirkung.

Ein extremer Jodmangel kann zu schweren Erkrankungen führen. Kretinismus ist eine aus Jodmangel entstehende Erkrankung und war bis in das 20. Jahrhundert hinein vor allem in der Alpenregion weit verbreitet. Die Ursache ist eine angeborene und unbehandelte Unterfunktion der Schilddrüse, ausgelöst durch schweren Jodmangel in der Schwangerschaft. Neben der Kropfbildung kann sie zu Unterentwicklung, geistigen Entwicklungsverzögerungen und Störungen des zentralen Nervensystems führen. Kretinismus ist auch bei Hunden bekannt.

Vorkommen und Versorgung mit Jod

Jod ist ursprünglich in den Böden enthalten. Vor allem nach der letzten Eiszeit vor mehr als 10.000 Jahren wurde das Jod jedoch aus den Böden ausgewaschen und über Flüsse ins Meer befördert. Aus diesem Grund enthalten unsere pflanzlichen Nahrungsmittel nur wenig Jod. Nahrungsmittel die aus dem Meer kommen, wie z. B. Seefisch oder auch Algen, enthalten recht viel Jod.

Nachdem man erkannt hatte, wie wichtig Jod ist und wie schlecht die Versorgung vieler Menschen sich andererseits gestaltete, kam es in den 1920er Jahren zu der noch heute praktizierten Jodierung von Speisesalz. Das führte dazu, dass der Kretinismus weitgehend verschwand.

Vor einigen Jahren geriet Jod dann in Verruf. Es wurde propagiert, dass es eine „Zwangsjodierung“ gäbe und diese den Menschen Schaden zufügen würde. Diese Sichtweise verbreitete sich und viele Menschen fingen an, das Jodsalz zu ersetzen durch unjodiertes Speisesalz. So ist Deutschland auch heute noch ein Jodmangelgebiet.

Wie gut ist die Jodversorgung von Hunden?

Da die meisten Hunde mit Fertigfutter versorgt werden, ist ihre Jodversorgung wohl deutlich besser als die vieler Menschen. Allerdings findet man auf dem Markt immer öfter Hundefuttermarken, die besonders “natürlich” in der Zusammensetzung sein sollen, dafür aber durchaus bedenkliche Nährstoffdefizite, z. B. beim Jodgehalt aufweisen.

Auch die eigene Erstellung von Rationen für den Hund birgt natürlich das Risiko einer Mangelversorgung, wenn man nicht ausreichend über die adäquate Nährstoffversorgung informiert ist. Selbst wenn man relativ viel Seefisch füttert, ist die Jodversorgung nicht gewährleistet.

Was ist mit “Jodhemmern”?

Sogenannte Antagonisten im Futter können die Aufnahme und Umwandlung von Jod hemmen. So enthalten Leinsamen z. B. Blausäure, welche eine hemmende Wirkung auf die Jodaufnahme und Synthese von Thyroxin (Schilddrüsenhormon) hat. Als Jodhemmer diskutiert werden auch Huminsäuren im Trinkwasser (oder als Nahrungsergänzung, da sie bei Hunden häufig bei Magen-Darm-Störungen eingesetzt werden), welche Jod im Magen-Darm-Kanal binden, wodurch das Jod nicht mehr ausreichend absorbiert werden kann. Hohe Gehalte an Nitrat im Trinkwasser setzen die Jodaufnahme insgesamt herab, da Nitrat die gleichen Bindungsstellen im Organismus besetzt wie Jod.

Wie kann man die Jodversorgung verbessern?

Ausgewachsene Hunde im Erhaltungsstoffwechsel haben einen Bedarf an Jod von 15 µg je kg Körpermasse. Bei sehr hoher Aktivität ist der Bedarf etwas erhöht und im Wachstum haben sie einen Bedarf von 40 µg je kg Körpermasse.

Das heißt, ein Hund mit einem Gewicht von 20 kg, der ausgewachsen und normal aktiv ist, hat einen täglichen Bedarf an Jod von 300 µg. Um diesen Bedarf zu decken, müsste er an einem Tag z. B. etwa 600 g Makrele (Seefisch) fressen. Und das dann aber bitte JEDEN Tag. Wie der am Meer lebende Norddeutsche jetzt wohl sagen würde: een büschen viel.

Seefisch ist natürlich auch so gesund (z. B. enthält er hohe Mengen an Omega-3-Fettsäuren) und darf 1-2-mal die Woche gerne auch im Hundenapf landen. Die Jodversorgung ist damit jedoch noch lange nicht gewährleistet.

Lt. Meyer/Zentek „Ernährung des Hundes“ ist ein Jodmangel bei Hunden nicht ungewöhnlich. Viele Einzelfuttermittel enthalten nicht ausreichend Jod, um den Hund adäquat zu versorgen. Jod ist hitzeempfindlich, weshalb durch längeres Kochen von jodhaltigen Komponenten Verluste entstehen.

Was also tun?

Darf der Hund jodiertes Speisesalz bekommen?

In seinem erwähnten Buch, das als Standardwerk für die Veterinärmedizin eingestuft wird, schreibt Professor Dr. Jürgen Zentek, dass man auch jodiertes Speisesalz zur Jodversorgung von Hunden nutzen könnte. Seiner Aussage zufolge enthält 1 g jodiertes Speisesalz ca. 70 µg Jod. Ein Hund mit einem täglichen Bedarf von 300 µg müsste also 4 g Jodsalz am Tag bekommen. Salz ist zugleich ein Lieferant von Natrium, für das Hunde natürlich ebenfalls einen Bedarf haben.

Häufig liest man, dass Salz für Hunde kritisch wäre. Das stimmt so aber nicht. Die Toleranz gegenüber hohen Kochsalzmengen soll (ebenfalls lt. Zentek) sehr hoch sein: bis zu 2,5 g pro kg Körpermasse wurden in Untersuchungen gut vertragen. Das wären für den Hund mit 20 kg dann am Tag 50 g Salz.

Zur Jodversorgung bräuchte der Hund aber lediglich 4 g Salz, das dürfte dann wohl kaum ein Problem sein. Allerdings enthält diese von Zentek gemachte Angabe zum Jodgehalt von Speisesalz leider einen Fehler. Das herkömmliche jodierte Speisesalz, das wir benutzen, enthält nämlich nur 20 µg Jod pro 1 g Salz. Das bedeutet, der Hund mit 20 kg müsste nicht 4 g sondern 15 g Salz am Tag bekommen, um den Jodbedarf zu decken.

Nun kann man das natürlich auch kombinieren mit der Fischfütterung. Sagen wir, der Hund bekommt 2-mal die Woche eine 300 g Portion Makrele in den Napf. Dann hat er schon etwa 300 µg seines wöchentlichen Jodbedarfs gedeckt. Bleiben nur noch 1800 µg von den 2100 µg Wochenbedarf übrig, die man dann mit nur 13 g Salz über den Tag verteilt decken könnte. Das ist etwas mehr als 1 EL für den Hund mit 20 kg.

Kann man also machen, auch wenn manche das nicht glauben wollen (siehe kritische Bewertung zu meinem Buch Clean Feeding auf Amazon, welche Salz als “gefährlich” einstuft 😀 ).

Die Frage ist natürlich, ob der Hund das Futter dann noch mag. Denn Hunde können wie wir zwischen süß, sauer, bitter und salzig unterscheiden. Die Natriumversorgung des 20 kg Hundes (rund 5000 mg) ist dann natürlich weit über dem Bedarf (rund 300 mg), was jedoch lt. Zentek unproblematisch ist. Auch Nebenwirkungen wie gesteigerter Durst und vermehrter Harnabsatz sollen erst ab mehr als 1000 mg Natrium je kg Körpermasse entstehen.

Algen zur Jodversorgung

Algen sind nicht per se zur Versorgung mit Jod geeignet, es müssen Meeresalgen sein. Genau genommen eignet sich vor allem eine Alge, mit der sich die Jodversorgung adäquat bestreiten lässt: die Ascophyllum Nodosum. Der Jodgehalt sollte in etwa bei 0,05 % liegen, das entspricht 500 mg Jod in 1 kg Seealgen. Der Hund mit dem täglichen Jodbedarf von 300 µg müsste dann etwa 0,75 g Seealgenmehl am Tag bekommen oder rund 5 g (also ca. 1 TL) in der Woche.

Es ist also relativ einfach, den Hund über Seealgenmehl mit Jod zu versorgen. Teuer ist es auch nicht und den Geschmack des Futters ändert es eher nicht.

Sonstige Ergänzungen

Wer seinen Hund mit frischen Rationen selber versorgen möchte, jedoch nicht mit mehreren Einzelergänzungen hantieren will, der kann auch zu Komplettergänzungen greifen. Diese enthalten dann neben Jod auch weitere Nährstoffe wie z. B. Calcium, B-Vitamine oder auch Vitamin D, welche ergänzt werden sollten. Empfehlenswerte Beispiele dafür wären die Komplettergänzungen Napfcheck Novomineral Cook IT oder auch Futtermedicus Vitamin Optimix Cooking.

Was ist mit Jod im Fertigfutter?

Wie man in Untersuchengen festgestellt hat, kann es durchaus vorkommen, dass im Fertigfutter zu wenig Jod enthalten ist. Das kann man aber als Hundehalter relativ einfach überprüfen, wenn man denn die Bedarfswerte kennt. Bei den meisten Futtersorten sind die zugesetzten Nährstoffe deklariert. Dann muss man den deklarierten Wert nur noch auf  die zu fütternde Menge umlegen und mit dem Bedarfswert des eigenen Hundes vergleichen. Weichen diese Zahlen stark voneinander ab, kann man ruhig die entsprechende Menge z. B. mit etwas Jodsalz ergänzen.

Fazit

Jod ist ein wichtiger Nährstoff. Da die Versorgung auch bei Fertigfutter nicht immer gesichert ist, sollte man diese ruhig überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Bei einer Frischfütterung empfiehlt sich eine Kombination aus jodhaltigen Nahrungsmitteln mit Jodsalz oder auch Seealgen. Zudem sollte man auf eine abwechslungsreiche Fütterung achten, damit Jodhemmer in Nahrungsmitteln keine Chance haben, sich negativ auszuwirken.

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3 Kommentare

  1. Tolle Beiträge aus denen viel Neues zu lernen ist!
    Danke schön!
    Ich dachte immer, dass Hunde völlig salzfrei ernährt werden müssten!

    • Hallo liebe Sibylle,

      vielen Dank und auch dich! Ja, das denken viele, ist aber nicht so. Ich würde mal denken, Hunde haben immer ebenso viel Salz vertilgt, wie ihre Menschen, da sie vielfach mit deren (salzhaltigen) Resten versorgt wurden 😀

      Liebe Grüße
      Anke

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