Hunde vegan füttern: Top oder Flop?

Zuletzt aktualisiert am 12. Juli 2024

Gibt man “Hunde vegan füttern” bei Google ein, bekommt man 580.000 Ergebnisse angezeigt. Bei “Hunde barfen” sind es nur rund 400.000. Die vegane Hundeernährung ist also ein Thema, das trendet. In diesem Beitrag wollen wir einen neutralen Blick darauf werfen, was es damit auf sich hat, Hunde vegan zu ernähren. Kann man das machen oder sollte man es besser lassen?

Hunde vegan füttern: Top oder Flop?

Basics

Bevor wir uns damit befassen, ob Hunde vegan gefüttert werden können, wollen wir zunächst ein paar Begrifflichkeiten klären, damit die Basis stimmt.

Was bedeutet vegan?

Die vegane Ernährung ist eine Unterform der vegetarischen Ernährung. Vegetarische Ernährung ist also der Überbegriff und es gibt verschiedene Formen, sich vegetarisch zu ernähren:

  • Ovo-Lakto-Vegetarier verzichten auf Produkte, für die Tiere ihr Leben lassen mussten und konsumieren Eier und Milchprodukte in einer pflanzenbasierten Ernährung.
  • Lakto-Vegetarier kombinieren entsprechend pflanzliche Nahrungsmittel mit Milchprodukten, verzichten aber ansonsten auf Nahrungsmittel von Tieren.
  • Ovo-Vegetarier verzichten komplett auf Milchprodukte und konsumieren dafür Eier.
  • Veganer sind die konsequentesten Vegetarier und verzichten auf jegliche tierische Produkte. Das bezieht sich i. d. R. nicht nur auf die Ernährung, sondern auf die gesamte Lebensweise.

Der Veganismus steht für die Ablehnung von jeglicher Ausbeutung und Quälerei von Tieren für Nahrung, Kleidung oder auch andere Zwecke. Man kann also durchaus Verständnis dafür haben, dass Veganer geneigt sind, auch ihre Hunde vegan zu füttern. Im Jahr 2020 lebten in Deutschland laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse rund 1,13 Millionen Veganer.

Was ist der Hund?

Vor der Beurteilung, ob Hunde vegan ernähren möglich ist, muss man natürlich wissen, welche Ernährungsform für Hunde artgerecht ist. Manche behaupten ja, der Hund wäre ein Fleischfresser. Da erscheint es natürlich absolut abwegig, einen Hund vegan zu füttern. Aber stimmt das überhaupt?

In dem Fachbuch “Klinische Diätik für Kleintiere” steht auf Seite 278 jedenfalls klar und deutlich “Der Dünndarm des Hundes entspricht in seinen Eigenschaften dem Dünndarm von Tieren, die eine Omnivore Ernährungsweise haben” und weiter, dass das anatomische Verhältnis der Länge des Verdauungstraktes zur Gesamtkörperlänge mit 6:1 in Einklang mit einer omnivoren Nahrung steht. Let´s have a closer look …

In der Biologie kann man bestimmte Parameter abfragen, um die Ernährungsweise einer Art zu definieren:

Auch hier zeigt sich also, dass Hunde Allesfressern sind. Allesfresser (Omnivore) sind Nahrungsgeneralisten, da sie keine besonderen Ansprüche in Sachen Nahrung stellen. Sie haben einen Vorteil gegenüber anderen Arten, die auf eine bestimmte Ernährungsweise spezialisiert sind.

Ähnlich wie wir Menschen sind Hunde in der Lage, auch pflanzliche Nahrungsmittel zu verwerten. Das betrifft nicht nur stärkehaltige Nahrungsmittel wie Getreide, sondern auch andere wie Gemüse und Obst.

Hunde vegan füttern auch mit Obst

Können Hunde vegan ernährt werden?

Nähern wir uns also der “Gretchenfrage” ob Hunde vegan ernähren möglich ist. Allesfresser haben wie schon geschrieben den Vorteil, dass sie auf keine bestimmte, stark eingegrenzte Ernährungsform angewiesen sind. Sie können ihre Nährstoffe aus verschiedenen Nahrungsmitteln beziehen, auch aus pflanzlichen. Das hört sich einfach an, ist es jedoch nicht.

Eine vegane Ernährung ist ja in der Tat wiederum eine sehr eingegrenzte Form der Ernährung und natürlich ist ein Omnivor kein Herbivor. Herbivore – also Pflanzenfresser – sind so strikt an die pflanzliche Ernährung angepasst, dass sie pflanzliche Nahrungsmittel optimal verwerten können. Das ist bei Omnivoren nicht unbedingt der Fall.

Regionale Unterschiede

Sowohl bei uns Menschen als auch bei Hunden gibt es in der Tat regionale Unterschiede dabei, wie man pflanzliche oder auch tierische Nahrungsmittel verwerten kann. Wie gut Hunde als Beispiel Stärke verwerten können, war lange Zeit nicht ganz klar. Studien haben dann gezeigt, dass es dabei regionale Unterschiede gibt.

Dort wo die prähistorische Landwirtsschaft eine große Rolle spielte, haben Hunde eine hohe Fähigkeit entwickelt, Stärke zu verwerten. Ausnahmen bilden Rassen, die aus Regionen stammen, wo Getreideanbau keine große Rolle spielte. Sibirische Huskies als Beispiel, die noch heute Begleiter nordsibirischer Nomadenvölker wie der Tschuktschen sind, haben sich nur wenig an eine Ernährung mit Getreide angepasst. Solche Hunde vegan zu ernähren dürfte wohl eher keine so gute Idee sein.

Das sind jedoch nicht die einzigen Gründe, weshalb es gut überlegt sein muss, Hunde vegan zu ernähren.

Hunde vegan zu füttern birgt Risiken

Wie schon geschrieben heißt Omnivor nicht gleich Herbivor. Eine vegane Ernährung ist sehr speziell und bringt deutliche Einschränkungen für eine ausgewogene Ernährung. Mittlerweile gibt es gute Literatur, auf die man zurückgreifen kann, wenn es um die vegane Ernährung von Menschen geht. Man kann sich genau informieren, welche Nährstoffe in einer veganen Ernährung kritisch sind und wie man damit umgehen sollte.

Beim Hund ist das jedoch nicht der Fall. Es gibt nur wenig Literatur dazu, natürlich weil es bisher auch nur wenige Untersuchungen gibt. So wurde im letzten Jahr eine Studie veröffentlicht, in der die Forscher zu dem Schluss gelangten, dass eine ausgewogene vegane Ernährung für Hunde am gesündesten sei.

Die Organisation ProVeg International finanzierte die Studie. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass dieser Schluss gar nicht eindeutig daraus hervorgeht, da viel zu viele Parameter unbeachtet blieben.

Auf der anderen Seite bestätigte eine jüngere Studie, dass Hunde, die mit hohen Anteilen von Hülsenfrüchten wie Erbsen, Linsen, Kichererbsen und Bohnen gefüttert wurden, eine geringere Herzfunktion und ein höheres Herzkammervolumen zeigten. Hülsenfrüchte spielen bei einer veganen Fütterung natürlich eine wichtige Rolle.

Kritische Nährstoffe

Es gibt einige Nährstoffe, die kritisch sind, wenn man den Hund vegan füttern möchte. An erster Stelle steht da die Versorgung mit Proteinen bzw. Aminosäuren. Proteine sind umso hochwertiger, je mehr sie in ihrer Zusammensetzung den körpereigenen ähneln. Je höher diese biologische Wertigkeit, desto besser klappt die Verwertung der Proteine.

Bohnen und Hülsenfrüchte liefern viel Eiweiß und können in einer veganen Ration daher durchaus als Fleischersatz dienen. Jedoch muss man berücksichtigen, inwieweit der Hund sie verstoffwechseln kann und auch, dass sie durch weitere Komponenten begleitet werden müssen. Hülsenfrüchte kombiniert man als Beispiel immer mit Getreide wegen der limitierenden Aminosäuren. Getreide enthält viel Methionin, jedoch wenig Lysin. Hülsenfrüchte enthalten viel Lysin, jedoch wenig Methionin. Durch die Kombination gleicht man die jeweiligen Mängel aus.

Taurin, L-Carnitin und Vitamin B-12 müssen unbedingt ergänzt werden!

Im Gegensatz zu Katzen ist die Aminosäure Taurin beim Hund normalerweise kein Thema. Diese ist für ihn nicht essentiell, der Körper kann sie aus den Aminosäuren Methionin und Cystein selber herstellen. Allerdings zeigte sich in klinischen Studien, dass die Fähigkeit zur Eigensynthese vor allem bei großwüchsigen Rassen eingeschränkt zu sein scheint.

In Fleisch ist immer auch Taurin enthalten, daher ist das bei einer herkömmlichen Ernährung kein Problem. Hülsenfrüchte enthalten jedoch kein Taurin und auch keine relevanten Mengen der für die Synthetisierung wichtigen Aminosäure Methionin. Taurin ist sehr wichtig für die Herzgesundheit, weshalb die weiter oben erwähnte Studie durchaus sehr relevante Ergebnisse gezeigt haben könnte. In die vegane Ernährung des Hundes gehört daher unbedingt immer eine Ergänzung mit Taurin.

Hunde vegan füttern ohne Fleisch

Weitere Nährstoffe, die bei einer veganen Fütterung sehr kritisch werden, sind L-Carnitin (auch hier spielen Methionin und Lysin als limitierende Aminosäuren eine Rolle) und Vitamin B-12 (kommt fast ausschließlich in tierischen Komponenten vor). Eine Ergänzung ist unbedingt erforderlich.

Dazu kommen natürlich noch die Nährstoffe, die man immer ergänzt, wie beispielsweise Jod oder Vitamin D. Da sie jedoch nicht speziell für eine vegane Ernährung sind, gehe ich hier nicht weiter darauf ein.

Fazit

Eine vegane Ernährung des Hundes kann durchaus möglich sein, jedoch darf man das nicht auf alle Hunde wahllos übertragen. Der individuelle Hund sollte dabei unbedingt stets betrachtet werden. Einige Nährstoffe gehören speziell bei einer veganen Ernährung immer als Ergänzung in den Napf. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann bei selber erstellten Rationen auf Komplettergänzungen zurückgreifen wie diese von Napfcheck.

Überlegenswert: So lange wir Menschen Fleisch essen, sollte man sich auch genau überlegen, wie sinnvoll eine vegane Fütterung des Hundes tatsächlich ist. Nach wie vor gibt es tierische Nebenprodukte, die ansonsten im Müll landen würden, was dann wiederum alles andere als nachhaltig ist. Allerdings sollten natürlich auf keinen Fall Tiere extra für Hunde geschlachtet werden, was bei dem aktuell hohen Fleischverbrauch für Hunde aber durchaus der Fall sein könnte.

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