Zuletzt aktualisiert am 16. Februar 2022
Kokosöl ist ein sehr umstrittenes Nahrungsmittel, das in den letzten Jahren einen großen Hype erlebt hat. Immer wieder liest man Aussagen und Meinungen dazu, die sich widersprechen. Aber was stimmt denn nun? Ist Kokosöl so gut wie sein Ruf oder ist sein guter Ruf einer Werbekampagne zu verdanken?
Es gibt nicht das eine einzig wahre Nahrungsmittel!
Das größte Problem der heutigen Diskussionen rund um gesunde und nicht gesunde Nahrungsmittel ist eine Fokussierung auf einzelne Bestandteile. Stoff X oder Y wird eine hohe gesunde oder auch ungesunde Wirkung zugeschrieben und ZACK wird ein Nahrungsmittel mit diesem Inhaltsstoff gehypt oder verteufelt. Sehr oft lässt man dabei außer Acht, dass Nahrungsmittel immer einen Verbund von Nährstoffen enthalten. Außerdem, dass man sich noch von vielen anderen Nahrungsmitteln ernährt, bzw. den Hund füttert.
Nicht anders ist dies bei Kokosfett, bei dem der hauptsächliche Grund für die Diskussionen der Gehalt an den (gesättigten) mittelkettigen Fettsäuren (MCT) ist. Nachdem man die gesättigten Fettsäuren verteufelt hatte, stellte sich jedoch etwas heraus. Dass ein mehr oder weniger totaler Verzicht darauf nämlich auch irgendwie nicht das “Non plus Ultra” ist. Und so titelte das Ärzteblatt, 2021 auf einmal, man solle gesättigte Fettsäuren (doch) nicht verteufeln. Und das, nachdem es erst 2018 behauptet hatte, gesättigte Fettsäuren stellten eine Gesundheitsgefahr dar.
Kokosöl ist kein Ersatz sondern eine Ergänzung!
Insofern möchte ich an dieser Stelle einen wichtigen Grundsatz festhalten. Dieser gilt nicht nur für Kokosfett sondern für alle anderen “Wunderwaffen” unter den Nahrungsmitteln:
Kokosöl und alle anderen Nahrungsmittel, denen ein gewisser Gehalt an gesundheitsfördernden Stoffen nachgesagt wird, können die Ernährung höchstens aufwerten. Sie sollten jedoch nicht als alleinige Heilsbringer betrachtet werden!
Unter diesem Aspekt werfen wir im Folgenden einen Blick darauf, inwieweit die Zugabe von Kokosfett das Futter bzw. die Versorgung deines Hundes eventuell aufwerten kann.
Was ist drin im Kokosöl?
Kokosöl bzw. Kokosfett besteht zu etwa 92-95 % aus gesättigten Fettsäuren (Caprylsäure, Caprinsäure, Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure und Stearinsäure), 5-8 % aus ungesättigten Fettsäuren (Ölsäure) und 1-3 % aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Linolsäure).
Kleiner Exkurs: Was heißt einfach, mehrfach, gesättigt, ungesättigt?
Fette bestehen zu 95 % aus Fettsäuren. Diese werden in kurz- mittel- und langkettige Fettsäuren
unterteilt. Diese Unterscheidung betrifft die Anzahl der Kohlenstoffatome, welche
zwischen 4 bis 20 liegen kann. Die meisten verwendeten Fettsäuren enthalten 16-18 Kohlenstoffatome.
Befinden sich zwischen diesen Kohlenstoffatomen Doppelbindungen, handelt es sich um ungesättigte Fettsäuren. Haben sie mehrere dieser Doppelbindungen, sind es mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Haben sie gar keine Doppelbindungen, sind es gesättigte Fettsäuren. Die Wertigkeit der Fettsäuren wird über diese Faktoren definiert. Je länger und je mehr Doppelbindungen, desto hochwertiger, jedoch auch empfindlicher ist die Fettsäure.
Gesättigte Fettsäuren erkennst du auch daran, dass sie bei Zimmertemperatur fest sind.
Ungesättigte Fettsäuren sind bei Zimmertemperatur flüssig.
Kurzkettige Fettsäuren
Kurzkettige Fettsäuren bestehen aus 1-6 Kohlenstoffatomen. Es gibt 6 verschiedene und sie werden vor allem von den Darmbakterien gebildet. Diese sind:
- Ameisensäure
- Essigsäure
- Propionsäure
- Buttersäure
- Valeriansäure
- Capronsäure
Weitere Infos zu den kurzkettigen Fettsäuren kannst du HIER nachlesen.
Langkettige Fettsäuren
Langkettige Fettsäuren enthalten etwa 14 bis 22 Kohlenstoffatome. Die im Kokosöl enthaltene Palmitinsäure ist mit 16 Kohlenstoffatomen eine langkettige Fettsäure. Ebenso z. B. die Arachidonsäure, Linolsäure (Omega-6-Fettäure) oder auch die Linolensäure (Gruppe von dreifach ungesättigten Fettsäuren, zu der sowohl Omega-6-Fettsäuren als auch Omega-3-Fettsäuren zählen).
Mittelkettige Fettsäuren
Mittelkettige Fettsäuren enthalten etwa 6-12 Kohlenstoffatome. Sie können vom Darm einfacher synthetisiert werden, da sie nicht durch Enzyme der Bauchspeicheldrüse aufgespalten werden müssen und daher direkt in den Blutkreislauf zur Weiterverwertung gelangen. Nur Butter, Palm- und Kokosöl enthalten solche mittelkettigen Fettsäuren.
Wie wirkt Kokosöl?
Im Folgenden nehmen wir ein paar Aussagen zum Kokosfett bzw. seiner Wirkweisen auf die Gesundheit unter die Lupe. Am Ende kannst du für dich entscheiden, ob Kokosfett die Versorgung deines Hundes aufwertet oder nicht.
Kokosöl und die Zeckenabwehr
Viele Hundehalter nutzen Kokosöl wegen seiner abwehrenden Wirkung auf Zecken. Für diese Wirkung ist vor allem die Laurinsäure verantwortlich, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigten. Kokosöl besteht zu fast 50 % aus Laurinsäure und hält Zecken nachweislich fern.
Dabei geht es jedoch nur um die Wirkung bei äußerlicher Anwendung. Das heißt, wenn du deinen Hund vor Zecken schützen möchtest, kannst du es auf jeden Fall einmal mit der äußerlichen Anwendung von Kokosöl probieren. Mehr zur perfekten Zeckenabwehr kannst du HIER nachlesen.
Kokosöl und Würmer
Kokosöl hält also Zecken fern. Aber wirkt es auch wurmwidrig, wie man häufig liest? Auch hier gibt es schon mehrere Untersuchungen, die eine antihelmintische Wirkung der Kokosnuss gezeigt haben. Allerdings ist nicht ganz klar, welche Bestandteile der Kokosnuss diese sich auf den Darm beziehende wurmwidrige Wirkung zeigen. Es ist daher sinnvoll, zur Wurmabwehr nicht nur Kokosöl sondern z. B. auch Kokosflocken zu nutzen. Mehr zur Wurmabwehr findest du HIER.
Kokosöl und Viren
Kokosnussöl wird auch eine antivirale Wirkung zugeschrieben. Tatsächlich wurde auch dies erst jüngst wieder gezeigt. Mehrere Tier- und Humanstudien belegen die antivirale Wirkung von Kokosnussöl.
Kokosöl und Bakterien und Pilze
Kokosöl wirkt auch eine antibakteriell. Eine Studie zeigte beispielsweise, dass Kokosöl gegen Bakterien im Mund wirkt, die Karies erzeugen. Auch eine Wirkung gegen Pilze wurde gezeigt, Untersuchungen zufolge wirkt Kokosöl sehr gut gegen das Wachstum von Candida albicans und beugt einer Ausbreitung vor.
Kokosöl bei Lebererkrankungen oder auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Kokosnussöl besteht, wie du schon weißt, hauptsächlich aus mittelkettigen Fettsäuren. Diese Fettsäuren haben eine ganz besondere Eigenschaft: für ihre Verwertung ist keine enzymatische Aufspaltung und auch keine Gallensäure nötig. Das unterscheidet sie von den langkettigen Fettsäuren. Hat dein Hund Probleme mit der Fettverdauung aufgrund einer Erkrankung der Leber (produziert die Galle) oder auch der Bauchspeicheldrüse (produziert die Verdauungsenzyme), kann Kokosfett die Energieversorgung verbessern. Der Darm gibt die mittelkettigen Fettsäuren direkt ins Blut ab. Von dort gelangen sie zur Leber und dienen so direkt als Energielieferanten.
Alles in allem kann Kokosöl die Fütterung deines Hundes durchaus aufwerten. Allerdings stellt sich natürlich noch die Frage, ob Kokosöl auch nachhaltig ist.
Wie nachhaltig ist Kokosöl?
Wie du natürlich weißt, wird Kokosöl aus Kokosnüssen gewonnen, die auf Palmen wachsen. Entsprechend kommt Kokosöl immer aus weiter entfernten Regionen wie Indonesien, den Philippinen oder auch Indien. Das heißt, das Öl reist eine weite Strecke, um zu uns zu gelangen. Allerdings haben wir keine heimische Alternative zu Kokosöl und zudem kann man über fairen Handel durchaus unterstützen, dass Menschen sich mit dem Anbau und der Verarbeitung von Kokosnüssen ihren Lebensunterhalt verdienen. Darum solltest du beim Kauf von Kokosöl unbedingt darauf achten, dass es aus Bio-Anbau kommt und ein Fairtrade-Produkt ist. Außerdem solltest du noch darauf achten, dass das Kokosöl nativ ist und nicht raffiniert wurde. So bleiben die vielen guten Inhaltsstoffe auch wirklich erhalten. Raffiniertes Kokosöl erkennst du übrigens auch daran, dass es nicht nach Kokos duftet.
Fazit
Kokosöl kann deinen Hund vor Zecken schützen, wirkt antiviral, antibakteriell und auch wurmwidrig. Auch eine Wirkung gegen Giardien scheint es zu geben. Bei Erkrankungen der Leber oder auch der Bauchspeicheldrüse, bei denen Fett schlecht vertragen wird, kann es den Hund mit zusätzlicher Energie versorgen. Zudem scheint es auch die Aufnahme von essentiellen Fettsäuren zu begünstigen, worauf ich im Artikel jedoch nicht eingegangen bin.
Alles in allem kann Kokosöl die Versorgung deines Hundes also definitiv aufwerten. Achte darauf, dass du nur natives Bio-Kokosfett benutzt und wenn dir Nachhaltigkeit wichtig ist, solltest du Kokosfett aus fairem Handel kaufen.
Weitere Quellen:
Studien am Hund bzgl. Verhaltensänderungen und kognitiven Leistungen durch Fettsäuren ab S. 42 : https://elib.tiho-hannover.de/servlets/MCRFileNodeServlet/tiho_derivate_00000128/haempket-ws19.pdf
Monolaurins natürliche antimikrobielle Wirkung: https://ch.iherb.com/blog/monolaurin-why-supplement-with-this-natural-antimicrobial/896
Hinterlasse jetzt einen Kommentar