Zuletzt aktualisiert am 12. Juli 2024
Es ist nun schon über 6 Jahre her, seit ich meinen wichtigsten Blogartikel geschrieben habe. Der Beitrag Warum ich gegen Barf bin ist zweifelsohne der Artikel, welcher die meiste Aufmerksamkeit erregt hat, mit dem ich mir damals natürlich einen Shitstorm eingehandelt habe und der zugleich wie kaum ein anderer den “Geist der Zeit” getroffen hat.
Was damals ein regelrechter Frevel war – denn Barfen galt als eine Art “Heiliger Gral” der Hundeernährung – wirkt heute, als hätte ich eine Glaskugel besessen. Die hatte ich natürlich nicht. Aber wie man so schön sagt, “wer denken kann ist klar im Vorteil” und nichts anderes habe ich gemacht. Ich habe weitergedacht. Weit hinaus über den “Tellerrand”. Und da stehen wir nun, wo der Spiegel den Hund wegen seinem hohen Fleischkonsum als Öko-Sau betitelt und der moderne grüne Yuppie seinen Hund am liebsten vegan ernährt. Das ist übrigens der gleiche, den man noch vor einigen Jahrzehnten als weltfremden, Jute-bekleideten Öko-Spinner abtat. Tja, die Zeiten ändern sich.
Ja, in der Tat, die Zeiten haben sich geändert. Gerade erleben wir, wie die Nahrungsmittelindustrie schrittweise auf Links gedreht wird. Man darf gespannt sein, wie lange man Fleisch noch aus Massentierhaltung zu Spottpreisen kaufen kann. Die Zeichen stehen günstig, dass es damit bald vorbei ist. Auch wenn mir der Extremismus, der aktuell in Sachen Klimaschutz an den Tag gelegt wird, nicht so wirklich zusagt, sehe ich diese Entwicklung doch positiv. Mir ging es von jeher vorrangig um das Tierleid, das die übliche Fleischproduktion verursacht. Daher finde ich es mehr als begrüßenswert, wenn solche kürzlich beim Klimagipfel beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden, nämlich eine Reduzierung der Viehbestände.
“Um die Klimakrise aber global einzudämmen, führt aus Sicht des Agrarökonomen kein Weg an veränderten Ernährungsgewohnheiten vorbei. “Wir müssen insgesamt von unserem hohen Niveau des Fleichkonsums runter.” Weniger Fleisch sei gut für das Klima, nicht nur Rindfleisch, sondern auch Schweinefleisch”
Und der Hund so?
Der Viehbestand soll reduziert werden und dies soll gelingen mithilfe von Preiserhöhungen. Was aber wird das bedeuten für die Hundeernährung? Na, ist doch logisch: Es werden zum einen weniger “Reste” aus der Fleischproduktion für den Hund zur Verfügung stehen, zum anderen werden diese Reste nicht mehr spottbillig sein. Das heißt, Barfen wird nicht nur deutlich schwieriger in der Umsetzung werden, es wird auch teurer. Währenddessen wird sicherlich auch das herkömmliche Fertigfutter teurer werden, da die Preise für Nahrungsmittel allgemein steigen. Jedoch haben die Hersteller hier noch einen gewissen Spielraum, sie können die Zusammensetzungen dem Markt anpassen.
Wer barft wird bald viel Gegenwind bekommen
Es werden aber nicht alleine der Markt und die Preispolitik “richten”. Vom verpönten SUV-Fahrer zum verpönten Barfer ist der Weg jetzt nicht mehr weit. Denn – die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern: wer seinen Hund mit viel Fleisch füttert, der ist ein Umweltsünder. Und Umweltsünder sind die Terroristen von Morgen. Es geht hier nicht mehr darum, wie man einen Hund “artgerecht” ernährt. Das war sowieso schon immer ein “Luxusargument”. Es geht um Ressourcen. Wer sich schon bald entscheiden muss, wer denn nun am Sonntag das Steak bekommt, wird sich eher nicht für den Hund entscheiden.
Was wird aus der “artgerechten” Ernährung des Hundes?
Wer hat denn eigentlich überhaupt definiert, dass ein Napf, der vor lauter Fleisch überquillt, die einzig artgerechte Ernährung vom Hund ist? Das waren an erster Stelle wohl jene, die damit ein billiges Abfallprodukt an den Hundehalter bringen wollten. Die Geschichte oder auch die Evolution jedenfalls waren es nicht, wie man z. B. sehr schön in diesem Buch nachlesen kann. Dort ist sogar von einer “vegetarischen” Hundeernährung die Rede.
Nicht dass du mich jetzt falsch verstehst. Ich bin nicht geneigt, das eine Extrem durch das andere abzulösen, indem ich jetzt raushaue, dass ich gegen BARF bin und die vegetarische Fütterung die einzig wahre Hundeernährung wäre. Nein!! Der Hund ist ein Opportunist. Das heißt, er hat sich immer schon dadurch “bewährt”, dass er sich allen möglichen Gegebenheiten anpassen konnte. Auch eine Ernährung mit wenig oder sogar ganz ohne Fleisch ist dabei möglich. Trotzdem sollte die Entscheidung, wie man einen Hund füttert, immer durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Es gibt nicht die einzig wahre und mögliche Methode, sondern es gibt viele Wege, die nach Rom führen. Jeder Hundehalter kann, darf, sollte die Variante finden, die individuell, für den einzelnen Hund, die individuellen Lebensumstände und Möglichkeiten am besten passt.
Dabei wird es sicherlich den Hund geben, der bestens mit einem veganen Hundefutter versorgt ist, sowie auch jenen, der aufgrund verschiedener Faktoren dann trotzdem noch teuer gebarft wird.
Ich persönlich bin trotzdem gegen BARF
Für mich persönlich kommt das Barfen dann trotzdem nicht in Frage, heute noch weniger als vor einigen Jahren. So wie ich meine eigene Ernährung versuche so auszurichten, wie es artgerecht für alle, umweltbewusst, gesund, bezahlbar und nachhaltig ist, will ich das auch für den Hundenapf. Ich würde mir daher auch eher keinen Hund an meine Seite holen, der aufgrund seiner genetischen Ausstattung nach Bergen von Fleisch verlangt. Ich habe sowieso noch nie verstanden, wieso man in unseren Breitengraden einen Huskie als Familienhund hält.
Dazu fällt mir dann auch gleich Michael Grewe ein, der in seinem tollen Buch Hoffnung auf Freundschaft dazu geraten hat, den Hund nicht nach seinem Aussehen, sondern nach seinen Eigenschaften auszuwählen. Aber das ist natürlich wieder eine andere Geschichte …
Klasse Artikel! Genauso habe ich auch gedacht als ich bei uns von Barf auf Clean Feeding umgestellt habe 🙂
Danke liebe Annette 😀
Hallo liebe Anke,
auch Dir noch sehr spät und eben nachträglich alles Gute für dieses Neue Jahr 2022.
Und toll, dass Du mit diesem Artikel “noch einmal nachgelegt hast”! :))
Viele Grüße von Anja mit Gyda und Katja
Dankeschön 😀